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„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Dieser seltsame Satz bedeutete einen Meilenstein in der Telekommunikation. „Im Jahr 1861 hat Philipp Reis diesen Satz per Telefon übertragen“, erzählt Gerhard Strelow. Er ist einer der 26 Mitarbeiter im Bochumer Telefon-Museum. Strelow weiter: „Der Satz ist absichtlich so merkwürdig, damit sichergestellt werden konnte, dass auch tatsächlich das ankommt, was am anderen Ende in den Apparat gesprochen wurde. Also der Satz nicht durch einen Sinnzusammenhang erschlossen werden konnte.“

Heut zu Tage ist fast jeder Besitzer eines Mobiltelefons. Wo diese Kommunikationsform ihren Ursprung hat, das lässt sich in dem Museum gegenüber der Krümmede erfahren. Strelow und die weiteren 25 Mitarbeiter informieren über Morsegeräte, die ersten Fernsprecher, Klappschränke und über Hedwig.

Fräulein Hedwig

„Hedwig ist unsere einzige weibliche Mitarbeiterin“, scherzt Strelow. Kollege Hans Dahr ergänzt: „Früher hat sie bei Karstadt gearbeitet. Im Schaufensterbereich.“ Hedwig ist nämlich eine Puppe und sitzt symbolisch für die damaligen „Fräuleins“, die für die Verbindung der Telefongespräche zuständig waren, im Museum.

„Es durften nur unverheiratete Frauen an der Verbindungszentrale arbeiten, denn sie hätten alle Gespräche mithören können. Bei einer verheirateten Frau wäre das Risiko zu groß gewesen, dass sie etwas zu Hause erzählte“, erklärt Strelow, der früher bei der Post im Telekommunikationsbereich gearbeitet hat, so wie seine Kollegen, die jetzt, nach ihrem Arbeitsleben, dem Telefon treu bleiben.

1995 wurde das Museum auf dem Gelände der Telekom gegründet. Das Besondere: Nahezu alle Geräte funktionieren und dürfen teilweise auch benutzt werden. „Das kommt nicht nur bei den Schulklassen gut an“, weiß Strelow. Hobbymäßig betreiben die 26 Telefonexperten das Museum, das jeden Dienstag geöffnet ist, für Gruppenführungen aber auch an anderen Tagen die Pforten öffnet.

„Wir sind ein gemeinnütziger Verein und nehmen deshalb auch keinen Eintritt“, erklärt Vorsitzender Dieter Nowoczyn Es gibt aber eine Spardose, die nach dem Besuch gefüllt werden kann.

Die Telefon-Spezialisten kennen sich nicht nur in der Historie der Fernsprecher aus, sondern haben auch die ein oder andere interessante Geschichte in petto. Zum Beispiel, dass es in der DDR eine Leitungs-Ader mehr gab als im Westen, wo vier Adern üblich waren. Im Osten hieß die fünfte: S-Ader. „S stand nicht etwa für Sicherheit, sondern für Spionage“, so Strelow, der mit dieser Information schon den ein oder anderen Gast aus dem Osten geschockt hat. Besonders mit dem Zusatz, „dass auch mitgehört werden konnte, wenn der Hörer auflag.“

Auch die Verbindungstechnik erklären Nowoczyn und seine Kollegen anhand von funktionstüchtigen Gerätschaften.

Vom Vorgänger des Dosentelefons bis zu den ersten Klassikern mit Wählscheibe ist fast alles im Telefonmuseum zu finden: Häkel- deckchen zur Zierde und Produktionsfehler, die zum Verkaufsschlager wurden, inklusive.