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Der Freundeskreis der Bochumer Synagoge will gemeinsam mit der evangelischen Stadtakademie die Erinnerung an jüdisches Leben in Bochum wachhalten. Dazu werden Gedenktafeln an solchen Standorten installiert, die historischen Bezug haben. So soll ein Stelenweg durch Bochum entstehen. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts lassen sich Zeugnisse jüdischen Lebens in der Stadt zurückverfolgen.
Die erste Stele steht auf dem Erich-Mendel-Platz vor der Synagoge und erinnert seit Juni 2010 an den ersten Kantor der Synagoge, der 1938 aus Deutschland fliehen musste. Im Herbst 2011 folgte die zweite an der Schützenbahn. Mit deren Einweihung wurde der Blick auf die erste Synagoge, die erste jüdische Schule und den ersten jüdischen Friedhof am Buddenbergtor gerichtet. Gegenwärtig ist die Tafel aber wegen der Baltz-Baustelle demontiert.
Die dritte Tafel soll an jüdisches Leben in Wohnhäusern erinnern; bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 lebten rund 20 jüdische Familien rund um den heutigen Bereich am Kunstmuseum/Stadtpark: überwiegend Kaufleute und Bankiers waren dort zu Hause.
Zunächst war als Standort der Dreiecksplatz vor der „Villa Marckhoff“ ins Auge gefasst worden, der jedoch aus Sicht der Stadt aus gestalterischen Gründen nicht in Frage kommt. In der Sitzung der Bezirksvertretung Mitte, die das Thema zu den Beschlüssen in eigener Entscheidungsbefugnis hob, schlug Dagmar Stallmann vom Stadtplanungsamt alternativ die Ecke Goethestraße/Einmündung Schillerstraße vor.
Dies aber stieß im Gremium auf Kritik. Hans-Otto Forth (FDP): „Das wäre am Ende der Straße; viel zu versteckt. Außerdem ist diese Seite der Goethestraße unbeleuchtet, so dass die Tafel nur tagsüber lesbar wäre.“ Die Stele hätte, so Forth, einen zentraleren Standort verdient: „Ich war überrascht, wie viele jüdische Familien einst hier wohnten, aber später auch kaserniert worden waren. Etwa im Ottilie-Schoenewald-Haus: Dort hatten die Nazis 16 Familien zwangsuntergebracht.“
Zudem sollte die Tafel näher an die Goetheschule herangerückt werden, hätten doch deren Schüler maßgeblich an den Texten mitgewirkt. Forth favorisierte als Platz für die Stele die Parkfläche auf der Museumsrückseite: „Dort stand das Haus der Familie Rosenstein.“ Eine Gedenktafel auf einem Parkplatz sei wenig angemessen, so fand nicht nur Dagmar Stallmann; auch das Planum lehnte ab.
Stattdessen fand dann James Wille (CDU) einen Kompromiss, dem sich alle im Bezirk anschließen konnten und der Hans-Otto Forth überzeugte, seinen Antrag zurückzuziehen: Nun soll die dritte Gedenkstele mit Hinweisen auf jüdische Wohnhäuser im Stadtparkviertel an der Ecke Goethe-straße/Körnerstraße ihren Platz finden.