Mitte. Im Tierpark ist eine sehenswerte Ausstellung mit großformatigen Bildern eröffnet worden, die Menschen mit Behinderungen gemalt haben

„Wir sind hier im Tierpark mit behinderten Menschen vertraut, da wir sie regelmäßig treffen und in der Praxis mit deren maßgeschneiderten Produkten arbeiten, die wir aus deren Werkstätten in der Stadt beziehen.“ Das betonte der stellvertretende Tierparkleiter Dr. Wilfried Werner, als er die Kunstausstellung „Welt-Anschauung“ des Fördervereins Kunst Behinderter Bochum e.V. (kurz: ku.bo) in seinem Haus eröffnete.

Die Ausstellung zeigt gleichwohl eine andere Seite dieser Menschen mit geistigen und auch körperlichen Beeinträchtigungen: nämlich deren Bild- und Fantasiewelten. Das wird für die Tierparkbesucher schon gleich beim Weg in den Kassenraum deutlich.

Dort „grinst“ ihnen neben der Tür ein brauner Steinbock großformatig entgegen, den Frauke Patzke im Jahr 2009 malte. In den Fenstern daneben laden weitere Bilder ebenso freundlich ein und erinnern an Kindergeschichten. Das sind zum Beispiel die in kräftigem rot gemalten „Kinder von Bullerbü“ von Alba Strauß. „Pippi Langstrumpf“ ist zudem mit Affe Herrn Nilsson und Pferd „Kleiner Onkel“ unterwegs.

Im Kassenfoyer sowie im behindertengerecht mit Rampe ausgebauten Bereich vor dem Eintritt in das Fossilium hängen weitere Bilder. Vor allem deren Farbigkeit fällt auf. So präsentiert sich das Bild „Affen im Wald“ von Alba Strauß in leuchtendem grün, gelb und pink. Das schafft die Vorstellung von Urwald, durch den das Sonnenlicht bricht. Darin turnen die Affen.

Feinen Pinselstriche in rot, gelb und grün/schwarz

Stefan Müller ist mit zwei Bildern dabei. Vor allem sein Bild „Ohne Titel“ spricht durch die feinen Pinselstriche in rot, gelb und grün/schwarz an. „Das ist der Lichteinfall der Sonne, der die Blumen vielfältig leuchten lässt und Schatten setzt“, erklärt der Landschaftsgärtner von der Werkstatt Constantin/BeWatt dazu. „Das wollte ich nachmalen.“ Stefan Müller ist fast täglich draußen und damit der Natur hautnah. Künstlerin Barbara Tewes, die ihn in der Malgruppe von ku.bo anleitet, half ihm durch einige Anregungen, das künstlerisch umzusetzen.

„Ich male nach Stimmung“

Bettina Stiewe, die ebenfalls zur Malgruppe gehört, liebt hingegen mal schwarz und Cremefarben bei „Figuren und Schatten“, mal violett, grün und gelb bei „Baum und Sträucher“. „Ich male nach Stimmung“, erklärte sie dazu.

Der Familientag 2008 im Tierpark schuf die erste Begegnung zwischen beiden Einrichtungen. „Ende 2012 entstand die Idee zur Ausstellung“, so Werner.

Diese Bilder können nun viele zum Saisonauftakt an der Klinikstraße sehen. Ralf Schulze, der Vorsitzende von ku.bo, betonte dazu zum Ausstellungsmotto „Welt-Anschauung“: „Wir möchten, dass Menschen mit Behinderungen mitten in der Gesellschaft leben und nicht wie so oft am Rande.“ Die künstlerischen Arbeiten der 15 Künstler schlagen nun mit ihren über 20 Arbeiten eine Brücke.