Gerthe. Die bundesweite „Nacht der Bibliotheken“ sorgt in der Stadtteilbücherei Gerthe für ein ausverkauftes Haus. Fritz Eckenga und Philipp Dorok lesen scharfzüngige Texte

„Das war wieder eine richtig tolle Veranstaltung“, zog Leiterin Barbara Pöting von der Stadtteilbücherei im Schulzentrum Nord Bilanz. Die Bibliothek und ihr Förderverein „erLesen e.V.“ machten bei der bundesweiten Bibliotheksnacht mit. Im bis auf den letzten Platz besetzten Veranstaltungsraum war die Stimmung gut, wie die Lesung von Philipp Dorok und Fritz Eckenga zeigte. Beide Autoren genossen sichtlich den Austausch mit ihren Zuhörern. Immer wieder wichen sie von ihren Texten ab und kommentierten Reaktionen aus dem Publikum.

„Ein paar Leute mussten wir leider abweisen, da sie keine Eintrittskarten bekommen hatten“, so Pöting weiter Diese wurden vorab kostenlos verteilt. Dies geschah aus sicherheitstechnischen Gründen, da nur 199 Gäste zugelassen sind.

„Mit solchen Aktionen können wir dem angestaubten Image der Bibliothek gut etwas entgegenstellen“, so Barbara Pöting.

Den Auftakt übernahm Philipp Dorok. Der Mitbegründer der Literaturinitiative Treibgut (junge Literatur in Bochum) legte gleich „tierisch“ los und las eine Geschichte über Hase und Kuckuck. Letztere standen am Ende nach vielem Turteln und Fremdlegen von Eiern bei einem Finkenpaar fast vor dem Geflügelgericht.

Ein „Poetry Slam“ über die Wut- und Gutbürger, die sich in Hasstiraden ergießen und eine soziale Wohnungssuche im Jahr 2020 rundeten die gut einstündige Lesung ab. Die Wohnungssuche beschrieb satirisch als Dialog zwischen einem Makler und einem Herrn Klein, wohin die Abkehr von sozialen gesellschaftlichen Standards führen kann.

Sinnentleerte Sprichwörter

Fritz Eckenga war zwar das Zugpferd des Abends. Literarisch konnte er seinen Vorgänger aber kaum toppen. Der gebürtige Bochum-Werner, der seit vielen Jahren in Dortmund wohnt, begeisterte vor allem mit satirischem Gegenlesen aktueller Ereignisse.

Er nahm den Abschied von Papst Benedikt zum Anlass, über die Papstwahl als eine Art „Reise nach Jerusalem“ nachzudenken. 50 Jahre Deutsch-Französische-Freundschaft beging er mit Jean-Jacques, dem Gott aus Frankreich: beliebte Vorurteile über das Essen und Trinken inklusive. Fazit von Jean-Jacques: Das festlich begangene Jubiläum war eigentlich eine Trauerfeier, da es dabei vor allem auch um die Krisen in Europa ging.

Möbelmarkteinzelhändler Mattes und das Duett Eddy und Ömer legten eine Schippe drauf. Während Mattes die „Pferdefleisch-Krise“ mit aufs Korn nahm, betätigte sich das Duo aus dem Ruhrgebiet zum Thema Integration. Der Witz: Deutschversteher mit interkultureller Kompetenz wird man dann, wenn man möglichst viele Sprichwörter sinnentleert aufzählen kann. Etwa „Morgenstund' hat Gold im Mund“ am Abend.