Hamme. . Einmalig in Bochum: die Clownsvisite im Seniorenheim an der Bayernstraße

„Ach, guck mal“, ist Lina Winkelmann freudig überrascht. Der Anton ist da. Bunt angezogen steht er an ihrem Bett: kurze Lederhose, grelle Strümpfe, gelbes Hemd, rote Hosenträger, hellblaue Mütze und mitten im Gesicht eine knallrote Nase. „Ich bin der Anton. Kennen Sie mich noch?“, fragt der lustige Vogel. Aber sicher! Und der Anton ist nicht allein. Er hat Freundin Lilly mitgebracht. Zusammen singen sie Lina Winkelmann ein Lied: „Heute sind wir wieder da, heute ist es wunderbar.“ Lilly zupft auf ihrer Ukulele, während Anton die Hände der alten Damen zum Tänzchen schwingt.

Gute Laune im Seniorenheim. Die Clowns machen heute ihre monatliche Visite im Haus an der Bayernstraße. Seit Dezember sind Lilly und Anton einmal im Monat für drei Stunden hier in Hamme, um in erster Linie den Dementen und Bettlägerigen den Alltag ein wenig zu versüßen. „Das kommt bei unseren Bewohnern super an“, freut sich Birgit Gimpel vom Sozialen Dienst über den fröhlichen Besuch.

Vor dem lustigen Schabernack, den Lilly und Anton so treiben, ist keine der sieben Wohngruppen sicher. Obwohl sich die beiden vor ihrer Visite beim Pflegepersonal natürlich erkundigen, wen sie mit ihren Späßen aufs Korn neben können – und wen besser nicht. Lisbeth Przygoda zählt zu jenen, die sich über den Clownsbesuch freuen. Gerade heute, an ihrem 90. Geburtstag. Lilly und Anton haben natürlich Geschenke dabei: ein Herz und eine Clownsnase, die die Jubilarin begeistert aufsetzt.

Mal laut, mal fröhlich, aber auch mal bedächtig

Ein festes Programm spulen die beiden dabei nie ab. „Wir gehen ganz spontan mit dem um, was gerade auf den Zimmern oder in den Gruppen passiert“, erklärt Anton. Auf den ersten Blick sehe das, was Lilly und er veranstalten, vielleicht nach Quatsch aus. Doch für Anton ist es weit mehr als das. „Wir nehmen jeden Menschen ernst, nur eben auf komische, leichte Weise.“ Dabei könne es mal laut, mal fröhlich, aber durchaus auch mal bedächtig werden. „Viele Bewohner leben in einer eigenen Welt. Dort können wir als Clown eintauchen.“

Bei Ernst Gelfert wird immer gesungen

Oft können die beiden Clowns auch an frühere Begegnungen anknüpfen. Wie bei Ernst Gelfert. „Mit ihm gründen wir bestimmt mal einen Gesangsverein“, lacht Lilly. Denn Gelfert singt für sein Leben gern. Und so stimmen Lilly und Anton sogleich mit ein. „Hoch auf dem gelben Wagen“, „Im Märzen der Bauer“ oder auch „Oh, du lieber Augustin“ – der Senior ist nach wie vor gut bei Stimme und textsicher. Bei der nächsten Visite in vier Wochen – so viel ist sicher – steht in diesem Zimmer das nächste Kurzkonzert an.

Clownsvisite besucht meist Kinderkliniken

In der Zwischenzeit haben Lilly und Anton noch andere Termine. Meist in Kinderkliniken, mit dem geographischen Schwerpunkt im Ruhrgebiet. Zweimal pro Woche ist Anton für den Verein Clownsvisite aktiv. In seinem „anderen Leben“ ist er Mitgeschäftsführer eines Bioladens. Clown zu werden war immer sein Traum. „Als Kind war ich der Kleinste und schüchtern“, sagt Anton. „Mit dem Humor konnte ich das kompensieren.“

Finanzspritze aus Dortmund

Das Haus an der Bayernstraße ist die erste Einrichtung in Bochum, der die Clownsvisite regelmäßig Besuche abstattet – dabei ist der inzwischen elf Jahre alte Verein hier beheimatet. Ein Angebot an die Senioren, das unter anderem die Artur- und Lieselotte-Dumcke-Stiftung aus Dortmund möglich macht. Sie übernimmt mit 200 Euro die Hälfte der Kosten, die dieser monatliche Spaß kostet.

Stiftung unterstützt Alt wie Jung

Die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder der Stiftung machten sich jetzt selbst ein Bild von dem Seniorenprojekt im Haus an der Bayernstraße. Fazit: Das Geld ist gut angelegt. „Die Stiftung wurde 2006 gegründet“, erklärt die Vorsitzende Irmgard Ehlers. „Lieselotte Dumcke hat mit ihrem Tod 2005 der Stiftung ihr gesamtes Privatvermögen hinterlassen, um Menschen über alle Generationen hinweg zu helfen.“ So werde ihr Vermögen sowohl für hochbegabte Kinder als auch für bedürftige Senioren eingesetzt. Ehlers: „Wir unterstützen ausschließlich konkrete Maßnahmen und kontrollieren auch, was mit dem Geld der Stiftung passiert.“