Mitte. . Der Bochumer Fotograf Thomas Bocian hat dem völlig verfallenen Hotel Eden in der Innenstadt, das angeblich Mitte Februar abgerissen werden soll, ein fotografisches Denkmal gesetzt.
„Ein Haus wohltuender Gastlichkeit“, so titelte die „Bochumer Rundschau“, als an der Rott-straße/Ecke Südring das Hotel Eden eröffnete. Das war am 28. Oktober 1956, und damals in der Nachkriegszeit machte es wirklich noch etwas her als erstes Hotel in der Innenstadt.
Es folgte eine Blütezeit und dann der unaufhaltsame Verfall an exponierter Stelle in der City. „Genau das hat mich immer gereizt“, sagt der Bochumer Fotograf Thomas Bocian, der mit seinen 29 Jahren das Eden nur in seinem jetzigen verrotteten Zustand kennt. Er hat Innenansichten mit seiner Kamera geschaffen, die außergewöhnliche Perspektiven liefern.
Die Bilder sind im Landgericht an der Viktoriastraße zu sehen in Kooperation mit dem Verein „Kunst-Plädoyer“. Dessen Schatzmeister und Vorsitzender des Anwaltvereins, Jürgen Widder, fühlt sich von den Bildern perspektivisch angesprochen. „Ein guter Kontrast zum Ordnungssystem hier am Gericht.“ Der Verein ist bestrebt, stets Künstler zu präsentieren im Bochum-Kontext.
„Hinter der Fassade“ heißt Bocians Ausstellung. 21 Bilder, sechs große Grundrisse und jede Menge Archivmaterial sind dort auf zwei Etagen verteilt. Ab 2010 begann seine Recherche. „Es gab viele Gerüchte über illegale Partys in dem Leerstand, dazu die Geschichte des Hotels – das alles wollte ich ergründen.“
Zwei Monate hat Bocian in dem verfallenen Hotel verbracht
Thomas Bocian bekam von Christoph Bender den Schlüssel. Der war zum Zeitpunkt des Hotel-Verkaufs an den heutigen Besitzer Petros Vasiliou Architekt des Unternehmers aus Bayern. Der Fotograf durfte sich zwei Monate lang in dem Gebäude bewegen, „ich war etwa zwei Wochen am Stück dort unterwegs“. Seine Ausbeute besteht aus Detailaufnahmen und Ansichten aus dem Inneren, vor allem aber Aufsichten; die Bilder wirken, als hätte er von der Decke fotografiert. Nur so viel mag der Künstler verraten: „Es geht um konstruierte Wirklichkeit.“ Die Ansichten von oben erschließen den Raum auf einen Blick, ohne, dass sich der Betrachter umwenden müsste; ein Foto besteht aus mehreren Bildern.
Zentimeterdick wächst dort bis heute der Schimmel aus den Wänden, der Boden begrünt sich zusehens, es regnet hinein. Auf allen Etagen, in den ehemaligen Gästezimmern, genau wie in der Rezeption, gibt es die Spuren von Verwüstung und Verfall. Seit 1994 steht das Eden leer. Noch in den 80er Jahren war es eine Übernachtungsadresse, davon zeugt das alte Gästebuch, das Thomas Bocian aufstöberte: „1983 übernachtete Wolfgang Petry hier.“
Ein Schicksal als Stundenhotel, danach Unterkunft für Asylbewerber
Was folgte, war ein Schicksal als Stundenhotel, danach vorübergehend als Unterkunft für Asylbewerber, bis nichts mehr kam. Gelegentlich stiegen noch junge Leute ein, um dort zu feiern, bis selbst ihnen die Einsturzgefahr zu groß wurde. 2008 kaufte Vasiliou den Leerstand auf und versprach, dort einen Spielhallenbetrieb aufbauen zu wollen. Jahr um Jahr kündigte er Abrisstermine an, die er zuverlässig verstreichen ließ. Jetzt steht Mitte Februar als neues Datum im Raum. Angesichts der Glaubwürdigkeit des Investors hat sich Thomas Bocian entschieden, am Ende des Ausstellungs-Rundgangs zwei leere Blätter aufzuhängen: „Mal sehen, was passiert.“
Sollte das Eden tatsächlich abgerissen werden, er wäre einerseits erleichtert, „weil es endlich ein Ende hat“. Andererseits aber wohl auch traurig: „Ich war der letzte Fotograf im Hotel.“
Die Ausstellung „Hotel Eden – hinter der Fassade“ ist im Landgericht, Viktoriastraße 14, bis 7. Juni montags bis freitags (7.30 bis 15.30 Uhr) zu sehen.