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Noch sind es Farben, die für Töne stehen: Die kleine Alya (5) drückt mit ihren Fingerchen auf die Klaviertasten, die mit grünen und blauen Aufklebern präpariert sind, und spielt, zunächst zaghaft, gemeinsam mit ihrer Klavierlehrerin Alexandra Chernitsyna die Melodie.

Mit diesem Prinzip nach dem Vorbild der Klavierpädagogin Kim Monika Wright erlernen die Mädels und Jungs der Matthäus-Kita aus Weitmar und der „Arche Noah“ aus Langendreer das Klavierspiel. Später ersetzen dann herkömmliche Noten das Farbenspiel.

Gestern präsentierten die Kleinen zum ersten Mal ihr Können öffentlich bei einem Winter-Gastspiel im Mercedes-Center Lueg an der Universitätsstraße, aufmerksam und stolz begleitet von ihren Eltern mit Kameras. Jeweils eines der Kinder musizierte, die übrigen spielten die Geschichte von „Frederick“ aus dem gleichnamigen Kinderbuch nach. Die Maus Frederick bringt Sonne, Farben und Geschichten ins Winterquartier der Nager, die Selina (4), Mina (4) und Etienne (5) mit aufgemalten Schnurrhaaren verkörperten.

Die Fahrzeugwerke unterstützen mit dem Evangelischen Kirchenkreis Bochum das Musikförderprogramm, das eine Weiterentwicklung der „Little Piano School“ im Ruhrgebiet ist. Dieses preisgekrönte Modellprojekt hatte das Klavier-Festival Ruhr gemeinsam mit der Folkwang-Hochschule und -Musikschule entwickelt.

In beiden Kitas begann der „Klaviergarten“-Unterricht im November 2011; in Weitmar beteiligen sich 17, in Langendreer 23 Kinder. „Die Methode ist ganzheitlich: Die Kinder bekommen die Fingernägel verschieden lackiert, so dass ihnen die Farbzuordnung auf den Tasten leichter fällt. Das geschieht überdies im Spiel, etwa mit Bällen oder Teppichfliesen, bis der jeweilige Ton in Fleisch und Blut übergegangen ist“, sagt Sylvia Sprung, Leiterin der Matthäus-Kita. In der „Arche Noah“ in Langendreer sind sogar schon Zweijährige mit von der Partie, wie Kita-Leiter Kai Enstipp erklärt. Dort konnten vier Gruppen gebildet werden, in denen jeweils eine halbe Stunde lang gespielt und gelernt wird.

Beteiligen sich Kitas, bekommen sie ein Klavier gestellt. Die Lehrerin besucht die Gruppen zweimal pro Woche. Und das Interesse der Eltern an musikalischer Früherziehung ist riesig; 35 Euro kostet es monatlich. Auch Geringverdiener können die Förderung nutzen; ihr Eigenanteil liegt bei 7,50 Euro.

Dabei geht es vor allem darum, bei den Zwei- bis Sechsjährigen den Spaß an der Musik zu wecken. „Leistung steht bewusst nicht im Vordergrund“, erklärt dazu Ralf Schütte, Bereichsleiter bei Lueg. Er vergleicht das Prinzip mit dem Projekt „Jedem Kind ein Instrument“. Wenn die Kinder der Kita entwachsen sind und das Klavierspiel weiter betreiben wollen, stehen ihnen Kurse bei der Musikschule offen. Im besten Fall haben sie dann bereits vier Jahre lang Erfahrung mit dem Instrument sammeln können.

Die Förderung ist nicht zeitlich begrenzt; so lange sich Interessenten finden, soll es weiterlaufen. „Wir machen auf jeden Fall mit dem Projekt weiter – schließlich wollen wir das Klavier behalten“, sagt Sylvia Sprung.