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Die meisten Stammschwimmer haben befürchtet, was jetzt offiziell bestätigt wurde: Das Stadtbad wird nicht wieder öffnen. Tasso Bubenzer-Kuhle hatte schon länger den Verdacht: „Als ehemaliger Stammgast schaue ich regelmäßig vorbei und habe noch kein einziges Mal jemand im Becken etwas reparieren sehen.“

Anneliese Nitsch (80) ging dort täglich schwimmen. Auch sie sollte Recht behalten: „Ich habe von Gerüchten gehört, wonach der Betreiber aufgeben will“, wandte sie sich schon im August an die WAZ. Doch nicht nur ältere Sportler werden dem Bad nachtrauern.

Beispiel für Architekturder Nachkriegszeit

Das alte Stadtbad galt als herausragendes Beispiel für die Nachkriegs-Architektur, als eines „der schönsten Bäder Europas“. Doch auch der Denkmalschutz bewahrte das Schwimmbad nicht vor dem Abriss.

Bei der Eröffnung 1953 präsentierte es sich als eines der modernsten Hallenbäder seiner Zeit. Sechs Millionen Mark hatte die Stadt Bochum an der Bongardstraße investiert. Im 63 Meter langen Gebäude gab’s eine ausgefeilte technische Ausstattung, fanden dort doch auch die deutschen Schwimmmeisterschaften statt. Obwohl das Bad nicht nur für Sportveranstaltungen und von Einzelbesuchern genutzt wurde, schloss die Stadt es 1988 aus wirtschaftlichen Gründen.

Das rief ein bemerkenswertes bürgerschaftliches Engagement ins Leben. Ruth Fricke-Matzdorf, 2009 verstorben, hat in beispielloser Form langen Atem bewiesen: Die ehemalige Schwimmerin und Ehrenringträgerin der Stadt mehr als zehn Jahre für den Erhalt des Stadtbades gekämpft. Sie bescherte Bochum das erste Bürgerbegehren. Ihre Bäderinitiative konnte zwar nie die Wiedereröffnung erreichen, wohl aber, dass das Gebäude 1990 unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Zehn Millionen Mark stellte Christoph Zöpel, damaliger NRW-Minister für Stadtentwicklung, für die Badsanierung zur Verfügung – auch das ein Verdienst von Ruth Fricke-Matzdorf. 1991 war das alte Stadtbad fast gerettet: Ein Architektenwettbewerb wurde für den Umbau ausgeschrieben, Investoren gesucht. Doch die Lokalpolitik gab den Plänen einen Korb.

Acht Jahre lang stand das Stadtbad leer, wurde zwischenzeitlich als Notunterkunft für Flüchtlinge und Spätaussiedler genutzt. Als der Rat beschloss, das Bad abzureißen, schaffte es Ruth Fricke-Matzdorf binnen weniger Wochen, 44 000 Unterschriften zu sammeln. Die Bezirksregierung Arnsberg lehnte das Bürgerbegehren aus formalen Gründen ab.

Der Abriss erfolgte 1998. Häusser Bau investierte 60 Millionen Euro in den neuen Komplex, die Stadtbadgalerie, samt Bad. 2006 verkaufte das Bochumer Immobilienunternehmen den Komplex an die Frankfurter DIC (Deutsche Immobilien-Chancen). Die hatte von Anfang an gegen Leerstände und wechselnde Mieter zu kämpfen. Langfristig halten konnte sich kaum ein Ladenlokal. Nun prüft das Unternehmen, wie und ob es weitergehen kann mit der Immobilie oder ob der Komplex verkauft wird.