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Ronnie Dorow kauert in der Röhre. Einen Arbeitsplatz wie der seine ist nichts für Klaustrophobiker, der Innendurchmesser beträgt nur 1,40 Meter. Es handelt sich um eine Rohrvortriebsmaschine, von der an der Kanalbaustelle Oskar-Hoffmann-Straße zwei im Einsatz sind.

Diese orangefarbenen Maschinen, die von außen recht unscheinbar wirken, gehören zum modernen Vortriebsverfahren, das innerstädtisch immer häufiger eingesetzt angewendet wird. „Würden wir den Kanal in offener Bauweise verlegen, dauerte es doppelt so lange. Hinzu kommt, dass die Straße komplett gesperrt werden müsste“, sagt Karl-Heinz Ahlbach, Leiter der Abteilung Entwässerung beim Tiefbauamt.

Ronnie Dorow wird ab sofort täglich in sechs Metern Tiefe seine Maschine bedienen. Sie wurde per Kran in den Schacht an der Oskar-Hoffmann-/Ecke Clemensstraße gehievt, um dort – allen Regen- und Schmutzwasserrohren voran – das Erdreich abzuschaben. Dazu muss ein Greifer, einer Baggerschaufel ähnlich, vom Maschinenführer bedient werden. Ein Laufband befördert dann die Erdbrocken hinaus, sie werden später mit Loren ans Tageslicht gezogen, wieder mit dem Kran.

Hinter der Vortriebsmaschine werden die Rohre gleich mit hineingepresst. 250 Meter beträgt die Strecke, die die Maschine zurücklegt bis zur nächsten Baugrube an der Ecke Königsallee. Dort kommt der Kran wieder zum Einsatz, holt die Maschine heraus, dreht sie um und lässt sie wieder in die Tiefe, weil dann die Gegenrichtung für die Kanalrohre freigeschaufelt werden muss. Bis Mitte nächsten Jahres werden es 1,4 Kilometer sein – zwei Kanäle (für Regen- und Abwasser) unterhalb 700 Metern Gesamtlänge der Straße.

Die Vortriebsmaschine kann nur bemannt eingesetzt werden. „Gerade in dicht besiedelten Regionen müssen das abzutragende Erdreich und das Umfeld genau beobachtet werden. Oft finden sich in der Tiefe alte Fundamente“, erklärt Ingenieurin Beate Borchardt von S&P Consult, der Bochumer Firma, die die Ausschreibung für den Rohrvortrieb für die Kanalerneuerung Oskar-Hoffmann-Straße gewonnen hat. Sobald die Rohre liegen, werden die Hausanschlüsse herausgebohrt; ca. 120 Anschlüsse sind erforderlich.

An der Universitätsstraße, wo zwischen Alsen- und Oskar-Hoffmann-Straße vor dem Straßenumbau ebenfalls der Kanal erneuert wird, hat sich die Stadt für die offene Bauweise entschieden. „Dort müssen wir nur einen kleinen Abschnitt bearbeiten, müssen auch nur auf eine Tiefe von drei Metern. Diese Maßnahme soll direkt dem Straßenbauvorangehen, und steht ab September 2013 auf dem Plan.“

Dort kann der Verkehr trotz des Kanalbaus weitgehend unbehindert rollen, denn die Unistraße ist vierspurig, eine Fahrspur pro Richtung soll in aller Regel immer bleiben. Zeitgleich stehen unter der Oskar-Hoffmann-Straße die restlichen Kanalarbeiten an.

Die Gesamtbaumaßnahme Kanal und Straßen Oskar-Hoffmann-/Universitätsstraße wird sich voraussichtlich bis Mitte 2014 hinziehen, sofern die Witterung die Arbeiten nicht arg verzögert.