Ehrenfeld. .

„Ich besuchte als kleiner Junge mit meiner Oma eine Bekannte in einem Seniorenheim, und ich fand’s dort grässlich. Damals fragte ich mich, warum kann man nicht an jeder Straße ein Mini-Heim bauen?“ Christoph Jaenicke hat diesen von zwei Kindheitsträumen, eine Alternative zu klassischen Altenheimen zu entwickeln, als Architekt verwirklicht.

Heute entwickelt er als Kreativer neue Wohnformen fürs Alter: Pflege-Wohngemeinschaften, in denen Dementkranke eine Betreuung rund um die Uhr genießen, ohne die bekannten Nachteile in Pflegeheimen. „Die Bewohner können so lange schlafen, wie sie wollen, müssen nicht zu festen Zeiten Mahlzeiten einnehmen, wirken beim Essensplan mit.“ Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels würden solche Pflege-WG an Bedeutung gewinnen, sagt der Bochumer.

„Wir bräuchten 20 Prozent mehr Plätze. Die Leute leben gesünder, leben länger, so dass der Pflegebedarf allgemein steigt.“ Sechs solcher Wohngemeinschaften hat der 44-jährige bereits geplant. Die erste war 2007 in Gelsenkirchen: In einer Wohnsiedlung gab’s Leerstände, und so schlug Christoph Jaenicke der Besitzerin vor, mehrere Wohnungen für solch’ eine WG zusammenzulegen. In Krefeld plante er dieses Wohnprojekt in einem Ärztehaus, dort standen zwei Praxen leer.

Aktuell entwirft der Architekt in Altenbochum eine Wohngemeinschaft an der Liebfrauenstraße, wo seit Jahren eine städtische Schule leer steht. Auftraggeber ist eine private Genossenschaft, bestehend aus acht Familien. Zumeist ältere Leute, die dort in Wohnungen einziehen wollen mit der Maßgabe, eventuell später Pflegebedarf zu haben. Dann kann ein Ehepartner in der Wohnung bleiben als direkter Nachbar der Pflege-WG. Dort hat jeder Bewohner sein eigenes Zimmer, zudem gibt’s einen Gemeinschaftsraum und eine Küche. „Es bleiben die Intimzonen, und für die Pfleger ist von der Küche aus alles einsehbar“, erklärt Jaenicke.

1997 hat er sich selbstständig gemacht, sein eigenes Architekturbüro richtete er 2005 ein. Seit 2007 sitzt das siebenköpfige Jaenicke-Team im Kulturhaus Oskar, heute eine Adresse für Kreative und Fachleute aus dem Gesundheitssektor. „Ich bekam von der GLS-Bank den Auftrag, deren Altbau umzuplanen mit der Maßgabe, 31 Mieter zu finden.“ Heute arbeiten dort überwiegend Architekten, Geologen, Therapeuten und Coachs.

In Altenbochum will Christoph Jaenicke übrigens seinen zweiten Kindheitstraum verwirklichen: generationsübergreifendes Wohnen. „Es gibt einen Schulpavillon in der Nähe der Altgebäude. Dort schwebt mit eine U-3-Betreuung vor. Vielen Kindern fehlt der Kontakt zur dritten Generation.“