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„Kreative, die etwas auf die Beine stellen, tun eine Menge für das Leben in der Stadt.“ Der IHK (Industrie- und Handelskammer) liegt dieser Zweig der heimischen Wirtschaft besonders am Herzen, wie Sprecher Jörg Linden betont: „Kreative spornen zu anderem Denken an, sorgen für ein eigenes Flair.“

Es gab und gibt in Bochum zahlreiche Existenzgründungen in dieser Branche, oft sind es Ein-Mann-Unternehmen, „dennoch von Bedeutung“. Wie viele es zurzeit genau sind, darüber sind die Experten sich nicht einig. Die Stadt hat 870 Unternehmen erfasst mit 7800 Beschäftigten (Stand 2010), die IHK zählt 1405 Unternehmen. Zur Kreativwirtschaft wird gezählt: Designer, Architekten, Journalisten, darstellende/bildende Künstler, Musiker, Literaten, Filmemacher, Werbeleute, Software- und Spieleentwickler.

Ihnen allen wird nachgesagt, die Innenstadt zu suchen, weil sie die Nähe zum Handel und zur Gastronomie suchen. Das zeigt sich im Bermuda-Dreieck, wo sich eine beachtliche Zahl kreativer Köpfe niedergelassen hat, und deshalb ist das Viktoriaquartier auch als Zentrum der Bochumer Kreativwirtschaft planerisch festgezurrt. Doch auch außerhalb von Nachtleben, Fußgängerzone und Café-Dichte gibt es kreative Unternehmen.

„Wir müssen diese Leute mehr pflegen“, findet Linden. Leerstände zur Unternutzung seien bestens geeignet, um Kreative, die zum Start nicht viel Miete zahlen können, unterzubringen. „Das Angebot ist nicht in dem Maße vorhanden, wie es gebraucht würde.“ Linden rät, mehr Vermieter mit ins Boot zu holen, um eine wohlwollende Atmosphäre zu schaffen zugunsten der Kreativen.

Bei der Stadt Bochum gibt es im Amt für Wirtschaftsförderung eine eigene Ansprechpartnerin für Kreativwirtschaft, Marion Behn. „Es ist eine kleinteilige Branche; ein Großteil fängt alleine an. Für einige ist es anfangs nur ein Nebenerwerb.“ Auch Behn bestätigt: Diese Leute zieht’s in die City, doch generell reiche ein urbanes Umfeld. So ist das Ehrenfeld sehr beliebt als Standort, eine weitere kreative Adresse ist natürlich auch das Kulturwerk Lothringen. „In Bochum sind industrielle Arbeitsplätze weggebrochen. Der Strukturwandel setzte früher ein als in Nachbarstädten, die Uni spielte dabei eine wesentliche Rolle. Unsere Chance: Wir sitzen mitten im Ruhrgebiet, wenn wir auch kleiner als Essen und Dortmund sind.“ Natürlich können die Kreativen den Verlust industrieller Arbeitsplätze nicht auffangen, doch generieren sie laut Wirtschaftsförderung bereits beachtliche Umsätze und Arbeitsplätze. Stärkste Teilbrachen sind Software/Spiele, Filmwirtschaft/TV-Produktion, Designbüros, Journalisten-/Nachrichtenbüros und darstellende/bildende Künste. Mittelpunkt der Szene ist das Bermuda-Dreieck. Marion Behn: „Viele haben sich in Räumen über den Kneipen angesiedelt. Aber auch das Viertel vor im Ehrenfeld wird gern genutzt.“

Das Viktoriaquartier mit dem City Tor Süd ist als Schwerpunkt für die Kreativwirtschaft angelegt. Wenn die Erschließung beendet ist, soll nach Investoren gesucht werden, die entsprechende Angebote schaffen.

Die Rotunde und das Riff spielen inzwischen eine nicht unwesentliche Rolle. So fand im Riff unlängst die „Creative stage“ statt. Dieses Treffen Kreativer findet mittlerweile stadtgrenzen- und branchenübergreifend statt. Der „Pilot“ war im November 2009 in der Bochumer Zeche. „Auf der Creative Stage wird den Beteiligten eine Bühne geboten, sich und ihre Arbeit in acht Minuten zu präsentieren.“ Es dient weniger der Geschäftsanbahnung, als der Kontaktpflege. „Es erwachsen daraus nicht selten neue Projekte. Oder Geschäftsgründer teilen sich mit anderen Räume“, so Marion Behn.