Hordel. Das Aus kommt nach 56 Jahren. Die Zukunft für die Erzieherinnen und Kinder ist aber geregelt.

„Zum 31. Juli schließt unsere Einrichtung“, erklärt Leiterin Andrea Wiemers vom Kindergarten „Knirpskolonie“ (Hannoverstraße 49) mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Sie arbeitet schließlich seit 1996 gerne im ehemaligen Kindergarten der Kirchengemeinde Hordel. Im Frühjahr 2009 wurde die einzügige Einrichtung mit damals 25 bis 27 Kindern Teil der Kindergartengemeinschaft im Kirchenkreis.

Die diplomierte Erzieherin ist trotz der Schließung nicht unzufrieden, weil für die Kinder und für die drei Erzieherinnen alles geregelt ist. „Sechs von unseren derzeit zwölf Kindern kommen im Sommer auf die Grundschule. Die andere Hälfte hat einen Platz im benachbarten städtischen Kindergarten an der Röhlinghauser Straße, ehemals katholischer Kindergarten Herz Jesu Hordel, sicher“, erklärt die 47-Jährige. Die ausgebildeten Erzieherinnen wechseln zum 1. August in Kindertagesstätten des Verbundes in Hamme, Hiltrop und Weitmar.

Die Kirchengemeinde Hordel errichtete den Kindergarten um 1955 als dreizügige Einrichtung. Das langgestreckte Gebäude mit großer Außenfläche im ländlichen Umfeld nahe des heutigen Industriemuseums „Zeche Hannover“ hat noch immer einen rustikalen Charme inne.

Die Anzahl der Gruppen nahm jedoch über die Jahre immer mehr ab. „Als ich 1996 hierher kam, richteten wir gerade wieder eine zweite Notgruppe ein“, erinnert sich Wiemers. Grund: Der gesetzliche Anspruch auf einen Kindergartenplatz für Dreijährige erforderte von der Stadt Bochum einen Ausbau der Plätze. Bis 1998 hatte diese Maßnahme in Hordel Bestand. Danach bedeutete das viel Platz für die verbliebene Gruppe: ein Gruppenraum, ein Bewegungsraum sowie Rollenspiel- und Mal-Ecken.

Dieses große Angebot und das offene Konzept der Arbeit mit Schwergewichten auf Naturnähe, sowie Aktionen zum multikulturellen und kirchlichen Jahreskreis (beispielsweise die Feiern zum 4. Advent) führten dazu, dass die eine Gruppe stets gut besucht war, so Wiemers. Sie sieht am Gebäude jedoch einen großen Renovierungsstau.

Michael Both, Geschäftsführer der Kindergartengemeinschaft, erkennt ebenfalls einigen Investitionsbedarf am Gebäude. Hinzu kommt für ihn, dass die Kosten für Kindergärten mit nur einer Gruppe deutlich höher sind als für größere Einrichtungen. „Das neue Kindergartengesetz KiBiz fordert uns auf, solche Einrichtungen zu schließen, um das geforderte Bildungsangebot einhalten zu können.“ Die Schließung erfolge deshalb in Absprache mit dem Jugendamt, erklärt Both.