Gerthe.

Kontamination in Boden und Grundwasser im Bereich Diesel- und Daimlerstraße. Weitere Untersuchungen folgen.

Die Bezirksvertretung Nord ließ sich jüngst über die Grundwasserbelastung des Gerther Mühlenbaches informieren. 2011 sollen weitere Gefährdungsabschätzungen und Renaturisierungsmaßnahmen in Gerthe starten.

Die Belastungen des Bodens, der Luft und des Wassers im Gewerbegebiet Gerthe Nord wurden im Zeitraum April bis September 2010 mit Hilfe von 40 Messungen untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die größte Bodenbelastung (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) nördlich der Daimlerstraße vorliegt. Westlich der Dieselstraße wurden weitere Belastungen (Monoaromate, leichtflüchtige Kohlenwasserstoffen und Mineralölwasserstoffe) festgestellt. Die nicht versiegelten Flächen weisen keine Kontaminierungen auf.

Das Grundwasser ist „flächendeckend mit Cyaniden“ belastet, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Der höchste Belastungswert wurde im Bereich des westlichen Wendehammers an der Daimlerstraße ermittelt. Die Belastung erstreckt sich allerdings auch auf das Grundwasser, etwa in der Talaue des Gerther Mühlenbaches. Der Belastungsschwerpunkt mit Amino-/ Nitroaromaten erstreckt sich südlich der Daimler- und westlich der Dieselstraße. Auch diese Schadstoffe belasten das Grundwasser „deutlich“.

Ursache der Verunreinigungen sind die ehemaligen Chemischen Betriebe Lothringen. Von 1906 bis 1950 wurde in Höhe der Diesel- und Daimlerstraße eine Ammoniakdestillation, Dachpappenfabrik, Teerkokerei, Imgrägnieranlage sowie Verdampfungs- und Neutralisierungsanlagen betrieben. Zudem wurde das Gelände im heutigen Industriegebiet Gerthe Nord als Lagerstätte für umweltgefährdende Stoffe genutzt. Dadurch sind laut Stadt „erhebliche Kontaminationen“ in Boden und Grundwasser entstanden, die genau festgestellt und später saniert werden sollen.

Die Stadt Bochum teilte der Bezirksvertretung Nord im Dezember mit, dass „vor dem Hintergrund der gewerblichen Nutzung aus den Bodenluftmessungen kein Handlungsbedarf besteht.“ Auch von der Grundwasserbelastung gehe „keine akute Gefährdung“ aus, da der Boden einerseits größten Teils versiegelt sei und andererseits keine Brunnen auf dem Gelände vorhanden sind. Dennoch waren sich alle Fraktionen der Bezirksvertretung einig, dass eine schnelle Ermittlung der genauen Belastungen notwendig ist. Das Untersuchungsverfahren unterstützt auch die Bezirksregierung Arnsberg und stellt Fördermittel für die Durchführung der Gefährdungsabschätzung zur Verfügung.

Zudem wünschte sich das Bezirksparlament zukünftig eine zeitnahe Übermittlung von Informationen durch die Verwaltung. Diese musste sich die Kritik gefallen lassen, ohne konkrete Messwerte in die Sitzung gegangen zu sein. Dies wurde mittlerweile nachgeholt, die Untersuchungsergebnisse von April und September 2010 zur Verfügung gestellt. Die Bezirksvertretung regte zudem eine Bürger-Information an, da die ersten Belastungsergebnisse (die WAZ berichtete) zu Verunsicherungen geführt haben.

Auch die Stadtverwaltung ist sich der Belastungsproblematik bewusst und hat nun weitere Messungen für 2011 angekündigt. Dadurch soll ermittelt werden, ob kontaminiertes Wasser südöstlich in Richtung des Bövinghauser Baches fließt. Vor dem Hintergrund des geplanten Umbaus des Gerther Mühlenbaches (Renaturierung) sollen Prognosen für die künftige Schadstoffentwicklung im Bachwasser erstellt werden. Bis Herbst 2011 sollen diese Planungen vorliegen, wurde der Bezirksvertretung fest zugesichert.