Kitschbude am Castroper Hellweg präsentiert sich in neuem Lichtgewand. Und als „leuchtender Willkommensgruß”

Gerthe. „Die Bude muss leuchten!”. Mit der Präsentation der Lichtgestaltung der historischen Trinkhalle am Castroper Hellweg als leuchtendes Portal im Sinne der Empfangskultur ist deren Entwicklung vorläufig abgeschlossen.

Ob Wartehalle oder Kulturzentrum – seit 1928 hat sich die Kitschbude oft gewandelt Nun erstrahlt sie in neuem Licht.
Ob Wartehalle oder Kulturzentrum – seit 1928 hat sich die Kitschbude oft gewandelt Nun erstrahlt sie in neuem Licht. © WAZ FotoPool

Was als Trink- und Straßenbahnwartehalle wohl gegen 1928 mit dem ersten Besitzer Friedrich Karl Wilhelm Kitsch begann, dann zum Zentrum gesellschaftlichen Lebens in Gerthe wurde, ist seit 2005 Ort der Kultur. Hier tranken zuvor über Jahrzehnte Menschen, speisten, wickelten Babys und holten sich Lebenshilfe oder warteten schlicht. Jetzt wird musiziert, Besucher schauen Bilder an oder lauschen Lesungen. Was vom Kulturrat um Ilse und Gerd Kivelitz schon von innen zum Leuchten gebracht wurde, ist mit dem Lichtkonzept von Manfred Walz und Dennis Köhler auch von außen ein buchstäbliches Highlight.

Wie an anderen Punkten der Stadt wird hier das Konzept des Lichtportals verfolgt. Im Sinne der Empfangskultur repräsentiert das Lichtportal den Eintritt in den Stadtteil Gerthe, ist ein leuchtender Willkommensgruß.

Somit ist die Star-Beleuchtung der Kitsch-Bude Teil eines Konzepts, „den Castroper Hellweg humaner und urbaner” zu gestalten, so Gerd Kivelitz bei der offiziellen Präsentation. Bei der charmanten und gut besuchten Veranstaltung zwischen Bier, stimmungsvoller Sinti-Musik mit Pesso und Ricky Adler und Jungeli Albrecht und leckeren Schmalzbroten bedankte er sich für die Hilfe, die es ermöglicht hat, den geschichtsträchtigen Ort zum Fixstern am stadtteilkulturellen Himmel zu machen: Zuschüsse der Stadt Bochum, der Bezirksvertretung Nord, der Stiftung der Sparkasse sowie Mittel aus einem Wettbewerb von Bochum Marketing sowie viele Gerther Institutionen, Geschäfts- und Privatleute, die sich ehrenamtlich beteiligt haben.

Gerd Kivelitz (vo.) vertonte mit der Sinti-Band „Pesso” die öffentlichen Präsentation der leuchtenden Kitschbude.
Gerd Kivelitz (vo.) vertonte mit der Sinti-Band „Pesso” die öffentlichen Präsentation der leuchtenden Kitschbude. © WAZ FotoPool

Das Lichtkonzept betont besondere Aspekte des denkmalgeschützten Bauwerkes. So werden die drei Doppelsäulen, die den Portikus tragen, zu akzentuierten Lichtsäulen, die trotzdem nicht das aus dem Inneren dringende warme Licht verschleiern. Die darüber befindliche Attika wird monochrom in Szene gesetzt, was die geometrisch interessante Absenkung in der Mitte betont. Momentan ist diese Lichtdramaturgie allerdings schwierig zu bewundern, die helle Straßenbeleuchtung und die Baustelle dominieren den Blick.

Im Sinne einer Weiterführung der linearen Attraktivitätssteigerung präsentierte Kivelitz ein weiteres Projekt. Der einige hundert Meter entfernte Bunker solle eine attraktivere Fassade erhalten. Deshalb hoffe man, die Werbetafeln darauf etwas dezentraler platzieren zu können, um die Fassade gestalten zu können. Kivelitz präsentierte den gut 35 Besuchern einen Entwurf des Künstlers Bernd Figgemeier (bochumerkünstlerbund, bbk Westfalen), der relativ naturalistisch wichtige Gerther Gebäude abbildet. Auch ein Vogel ist darauf zu sehen, frei interpretierbar als „Rennpferd des kleinen Mannes” oder als Friedenstaube.

Ob und wann dieses Projekt verwirklicht wird, weiß Kivelitz nicht. Über 2 Jahrzehnte habe er am Kultur-Magazin Lothringen gearbeitet, jetzt viereinhalb Jahre an der Kitsch-Bude. Gerthe wird eben nur langsam schöner.