Mitte. . Die Kreativen und Aktiven an der Rottstraße rühren sich beim ersten Straßenfest. Die Erinnerung an das Schmuddelimage verblasst schon.

Wenn bei Dämmerung Kinder auf der Straße spielen und Musik ertönt, passiert auf der Rottstraße etwas Besonderes. Gerade wurde die Straße erstmalig zum Schauplatz für ein Straßenfest, welches von Nachbarn, ansässigen Initiativen und Vereinen auf die Beine gestellt wurde.

Ab 18 Uhr wurde den Besuchern ein vielfältiges Programm geboten. Flohmarktstände, eine Siebdruckstation und Wassertrommeln luden trotz anbrechender Abendkälte zum Verweilen ein. Gemütlich wurde es, als Straßenlaternen angingen und Einwohner sich an die lange Tischtafel setzten. Gemeinsam kreierten sie ein vielfältiges Buffet und teilten mitgebrachten Kartoffelsalat, Schnittchen und warme Suppen.

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Campingausrüstung mitgebracht

„Hier bleibe ich wohnen“, sagt Jörg Kronis, der seine Campingausrüstung mitgebracht hat, um die Suppen zu erwärmen. Seit 20 Jahren wohnt er in dieser Ecke. „Die Spielhalle und die ehemaligen Sexshops sind fast alle weg.“ Nur noch einer sei geblieben. Stattdessen freut er sich über die neuen Künstlerläden. „Die Einwohnerschaft ist gemischter und bunter geworden“, findet Kronis.

Auch Günter Richter nimmt die starke Veränderung im Quartier wahr. Seit 30 Jahren wohnt er an der Rottstraße. Gemeinsam mit seiner Tochter Yvonne macht er auf dem Fest einen Flohmarktstand. „Ich erinnere mich noch an die vielen Bars“, sagt er. Wo heute ein Kunstatelier ist, war früher ein Aquariumgeschäft. „Ein neuer Stil ist hier eingekehrt“, sagt Tochter Yvonne. Die 31-jährige ist hier großgeworden, von zuhause ausgezogen und kehrt demnächst wieder in ihre Heimatstraße zurück. „Das ganze Viertel wird jünger“, sagt sie. Der ominöse Ruf, der der Rottsraße nachhing, existiert nicht mehr.

Deutsch-afrikanischer Verein

Das Fest entstand aus einem Runden Tisch heraus, der seit vergangenem Jahr lokalen Initiativen und Vereinen eine Möglichkeit zum Vernetzen bietet. „Wir wollten sehen, ob zwischen uns Gemeinsamkeiten bestehen“, sagt Bunmi Bolaji vom deutsch-afrikanischen Verein DARF. 2014 bezog der Verein hier Räumlichkeiten und bietet neben Integrationskursen auch Lernhilfe für Kinder und Jugendliche an. Das Fest sieht Bolaji als Ergebnis eines gelungenen Vernetzungsprozesses: „Wir können nur größer und besser werden“, ist er fest überzeugt.

Das Atelier Automatique, ein Zusammenschluss von Künstlern und Kreativen, hat den Runden Tisch vergangenes Jahr initiiert. Mit einer gut besuchten Siebdruckstation ist es auf dem Fest vertreten. Seit knapp zwei Jahren ist das Atelier Automatique an der Rottstraße. „Wir wollen mit dem Fest unsere Nachbarn kennenlernen“, erklärt Eva Busch.

Deshalb organisieren die Künstler am 14. Oktober ein Nachbarschaftsgespräch zum Thema Arbeit. Dadurch wirkt sich ihre Kreativität bis tief ins Quartier hinein aus.