Schülerinnen der Helene-Lange-Realschule kamen nach 60 Jahren zum Klassentreffen zusammen. Die Frauen halten seit 66 Jahren Kontakt miteinander.

Hamme/Mitte. Jahr für Jahr treffen sich die Schülerinnen der ehemaligen Klasse 6a der Helene-Lange-Realschule, dieses Mal zum 60. Mal. Sie kamen zusammen, um mit Organisatorin Gisela Schneider beim gemütlichen Essen, Erinnern und Erzählen zu feiern.

Das runde Jubiläum war nicht die einzige Besonderheit. Die Seniorinnen kennen sich damit – inklusive der gemeinsamen sechsjährigen Schulzeit – seit 66 Jahren. Das ist länger, als ihre Schule existierte. „Wir waren 1952 zusammen mit der Klasse 6b der Gründungsjahrgang“, berichtet Schneider. Die Realschule am Standort Feldsieper Straße 94 wurde 2015, nach 60 Jahren, geschlossen.

Viele Anwärterinnen

„Die ersten drei Jahre verbrachte unsere Klasse in der Klosterschule am Imbuschplatz, bevor wir 1955 an die Feldsieper Straße zogen“, erinnert sich die heute 77-jährige Gisela Schneider. Die Aufnahmeprüfung für die Realschule machte die ehemalige kaufmännische Angestellte aber noch an der Annette-von-Droste-Hülshoff-Realschule, damals in Goldhamme. „Da wir sehr viele Anwärterinnen waren, wurde unsere Realschule gegründet“, so Schneider. Ostern 1958 machte sie ihren Abschluss mit 55 weiteren Klassenkameradinnen.

Der Zusammenhalt blieb. Dafür sorgte in den ersten Jahrzehnten Klassenlehrerin Margarete Kramm, die die Schülerinnen der langjährigen Mädchen-Realschule von der 1. bis zur 6. Klasse (heute 5. bis 10. Schuljahr) in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik unterrichtete. Und darüber hinaus begleitete: „Sie war wie eine Mutter für uns“, erzählt Mitschülerin Ursula Rath.

„Anfangs trafen wir uns alle halbe Jahre. Fräulein Kramm, so wollte sie genannt werden, sammelte alle Adressen und lud per Postkarte ein“, erklärt Schneider: „Sogar einen Stempel ließ sie für diese Einladungen anfertigen.“

Seit 35 Jahren wird genau Buch geführt zu den Treffen

Mit dem zunehmenden Alter der Lehrerin übernahm Schneider vermehrt diese Aufgabe. Kramm war trotzdem bis zu ihrem Tod Anfang der 80er Jahre dabei. Wie ernst Schneider diese Aufgabe nimmt, zeigt ihre Kladde: Ab 1983 – seit 35 Jahren – führt sie genau Buch, wer zu den Treffen erscheint.

Welche Erinnerungen blieben an die Schulzeit? Wenige. „Wir waren zehn Mädchen aus Herne, die täglich mit der Straßenbahn kamen“, berichtet Eva Fischer. In der Bahn wurden öfter schnell noch die Hausaufgaben gemacht. Ob andere Lehrer, Klassenerlebnisse oder der Nachwuchs von der Nachbarschule an der Feldsieper Straße, der Carl-Lührig-Realschule für Jungen: Heute, so finden die Frauen, gab es wenig Bemerkenswertes.

Die Klassenchronik, die Schneider von Lehrerin Kramm übernahm und fortführte, zeigt anderes. einen spannenden Schulausflug in die Dechenhöhle um 1955, gemeinsame Auftritte von Schülerinnen mit der Carl-Lührig-Realschule bei der Schuloper „Die Wunderuhr“ in 1957, Singen im gemischten Schulchor.

>>> Geschichte des Schulstandortes reicht 125 Jahre zurück

Die Helene-Lange-Realschule eröffnete 1952 am Imbuschplatz. Zur Feldsieper Straße 94 zog sie 1955 um. Im Juli 2015 wurde die Schule nach einer Auslaufphase am alten Standort geschlossen. Sie fusionierte mit der Franz-Dinnendahl-Realschule am Lenneplatz in Grumme bis zu ihrer Schließung.

Die Gemeinschaftsschule Bochum-Mitte zog 2015 in die Räume der Helene-Lange-Realschule ein. Zum Schuljahr 2018/2019 wird sie zur fünften Gesamtschule in Bochum umgewandelt.

Die Geschichte des Schulstandortes lässt sich über 125 Jahre zurückverfolgen. 1892/93 entstand an der Siegfriedstraße (1929 zur Feldsieper Straße umbenannt) eine vierklassige evangelische Volksschule. Schon 1899/1900 folgte ein weiteres Gebäude am Standort für die katholische Grundschule. 1911 errichtete die Stadt ein großes Schulgebäude zwischen den beiden Schulen, da die Bevölkerung stetig wuchs.