bochum-Gerthe. Themen seines Roman sind Alter und Vitalitätsverlust. Ausgangspunkt war Unfall seines Vaters. Abschluss der Reihe „Literarischer Frühling“.

In der Rückbesinnung fing alles mit einem Unfall seines Vaters an. Mit einem Unfall, bei dem dieser sich drei Rippen brach und in dessen Folge Bernd Gieseking schlagartig bewusst wurde, was eigentlich selbstverständlich ist: Eltern altern. „Natürlich ist das ein ernstes Thema“, ist sich der Autor bewusst, „aber trotz allem ist das Buch letztlich ein witziges Buch geworden. Weil meine Eltern eben so sind.“

Das Buch, das ist sein aktuelles Werk „Früher habe ich nur mein Motorrad gepflegt“, in welchem sich der 59-Jährige mit dem Thema des beginnenden Vitalitätsverlustes seiner Eltern auseinandersetzt und aus dem er bei der Abschlussveranstaltung des diesjährigen Literarischen Frühlings ausgewählte Stellen vortrug.

Großes Interesse an der Lesung

Rund 100 Zuhörer fanden sich dafür in der Zweigstelle Gerthe der Stadtbücherei ein und lauschten der sympathischen Vortragsweise des Mindeners. Unter diesen befand sich auch Büchereileiterin Barbara Pöting, die vor allem von dem Zuschauerandrang überrascht war. „Dafür, dass heute der letzte Schultag war und dieser in der Regel ein schlechter Tag für Veranstaltungen ist, bin ich mit dem Zulauf eigentlich ganz zufrieden“, resümierte sie.

Das Publikum lauschte sorgfältig den Erlebnissen, die der Autor in den drei Monaten nach dem Unfall seines Vaters, die er in einem Wohnwagen im Garten seiner Eltern verbrachte, gemacht hat.

280 Seiten über das Leben der eigenen Eltern

„Als ich meine Eltern dann um Erlaubnis fragte, dieses Buch über sie zu schreiben, da meinte meine Mutter nur, ich solle ruhig machen. Ihr Leben sei sowieso so unspektakulär, dass alles auf eine Seite passen würde“, meinte Gieseking lachend.

Doch letztendlich sind 280 Seiten über die Veränderungen durchs Älterwerden zusammengekommen und darüber, wie Eltern und Kinder diese (nicht) wahrnehmen. „Und alles ist echt, nichts ist erfunden. Im Gegenteil, einiges musste ich sogar kürzen“, schloss er.

Kritik steht nicht im Vordergrund

Wichtig ist ihm, dass sein Buch keineswegs als reine Kritik am deutschen Gesundheitssystem verstanden wird. „Eine solche ist natürlich indirekt auch enthalten, steht aber keineswegs im Vordergrund“, pflichtete sein Agent Marco Ortu ihm bei.

„Mein Buch ist vielmehr ein Plädoyer dafür, dass auch älteren Personen so lange wie möglich ihre Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zugestanden wird“, erzählte der Autor.

Literarischer Frühling in den Stadtbüchereien

Im Rahmen des Literarischen Frühlings, einer Initiative der Bochumer Büchereien und des „Bündnisses Bochumer Bücherei Benutzer“, fanden von 15. bis zum 23. März verschiedene Lesungen in insgesamt sechs Zweigstellen der Stadtbücherei statt. Das Programm reichte dabei von Ruhrpott-Anekdoten über Kabarett und Satire bis hin zum Krimi.

„Früher habe ich nur mein Motorrad gepflegt“ ist der zweite Roman von Bernd Gieseking, der seine Eltern als Protagonisten hat. In „Finne dich selbst!“ (2012) beschreibt er einen Roadtrip nach Finnland, den er gemeinsam mit seinen Eltern gemacht hat, um seinen dort lebenden Bruder zu besuchen. Kleinere Anekdoten wurden daraus erzählt.