Grumme. . Saal im Gasthaus Goeke ist ausverkauft. Die aufwändige Show geht bis in die Nacht. Besucher schätzen die besondere Atmosphäre der Veranstaltung.

Der Schankraum des Gasthauses Goeke ist ganz normal besucht. Hier sitzen Familien und essen, Freunde trinken zusammen ein Bier. Der Geräuschpegel aus dem Saal nebenan lässt aber den Rückschluss zu: Irgendwas ist anders. Und spätestens wenn der charakteristische Tusch ertönt, wird klar: Es ist wieder Gemeindekarneval in Grumme (GKG).

Gut 250 Närrinnen und Narren treffen sich wie gewohnt zur Sitzung des Gemeindekarnevals. Auf der Bühne hat der Elferrat samt Präsident Platz genommen und schaut sich die Darbietungen der verschiedenen Gruppen an. Es wird gesungen, getanzt, geschauspielert und parodiert. Renate Ridderskamp und ihr Mann Andreas Brinkmann unterhalten sich nur über beschriebene Schilder, gesprochen wird nicht. Sie ist schon erfahren, er steht zum ersten Mal auf der Bühne. Trotz Aufregung stellt Brinkmann nachher fest: „Alles hat super geklappt, das Publikum war dankbar und glücklich.“ Tatsächlich fordert die Menge sogar eine Zugabe. Und bekommt sie.

Grumme als Zentrum der Stadt

Nach dem Ehepaar tritt eine Männergruppe auf. In der fiktiven Talksendung „Hart aber Unfair“, diskutiert der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber unter anderem mit Donald Trump und Thorsten Legat über einen Transrapid für Bochum, mit dem Ziel, Grumme zum Zentrum der Stadt zu machen. Die Zuschauer johlen – immer wieder hört man das dreifache „Ömmes egal“, den Schlachtruf des GKG.

Stefan Braun (50) ist vor 14 Jahren in den Stadtteil gezogen. Heute fällt er vor allem durch sein Kostüm auf: Er geht als Gandalf, der Zauberer aus „Der Herr der Ringe“. Das Outfit hat er aus einem Stofffetzen selbst geschneidert. „Der Karneval hier in Grumme hat einfach Tradition“, sagt er, „die Gruppe wächst immer weiter, weil auch der Nachwuchs nachrückt“. Das fällt auf. Keine Altersgruppe ist überrepräsentiert. Moritz Sieger (23) zum Beispiel ist mit seinem Bruder und seinen Eltern da.

Auch für Außenstehende nicht langweilig

Bei einer Zigarettenpause mit Annika Diekmann lässt er den bisherigen Abend Revue passieren: „Die Show lebt vor allem durch die ganzen Insider aus Grumme, ist aber auch für Außenstehende nicht langweilig.“ Und Annika Diekmann fügt an: „Ich bin eigentlich gar kein Karnevalsmensch. Aber die Atmosphäre und der Zusammenhalt hier in Grumme sind einfach besonders.“

>>> Geprobt wird ab Anfang Januar


Das Programm dauert in der Regel etwa vier Stunden. Im letzten Jahr wurde sogar erst nach gut fünf Stunden die Tanzfläche eröffnet, das war für einige Zuschauer dann doch etwas zu lang. Die Proben für die Show beginnen stets am ersten Donnerstag im Januar. In diesem Jahr gab es elf Programmpunkte.

Der Gemeindekarneval Grumme feierte sein 70-jähriges Bestehen. Nicht nur deshalb war die Veranstaltung schon lange im Voraus ausverkauft.