Gerthe. . 190 Zuhörer, gespannte Stille. Lucie Flebbe, Autorin der Bochum-Reihe um die Detektivin Lila Ziegler, begeisterte die Besucher.
Authentisch, lebhaft, begeisternd: So erlebten die etwa 190 Besucher die Krimiautorin Lucie Flebbe in der Bücherei an der Heinrichstraße. Viele überschlugen sich mit Komplimenten für die 40-Jährige. Diese hatte fast drei Stunden lang aus dem achten und neunten Band ihrer Bochum-Reihe um die Detektivin Lila Ziegler gelesen. Das Publikum hing an ihren Lippen, es gab gar Szenenapplaus. Die „Wein-Krimi-Nacht“ fand im Rahmen des Literarischen Herbstes der Stadtteilbüchereien statt.
Detektivin steckt im Schlamassel
Warum Flebbe nicht nur aus dem aktuellem Buch „Totalausfall“ vortrug, erklärte sie zum Auftakt. „Die ersten sieben Bücher sind in sich abgeschlossene Fälle. Sie lassen sich gut unabhängig voneinander lesen. Band acht und mein neues Buch bilden das Finale der Reihe. Ohne das Vorwissen fällt deshalb der Einstieg in den Schlamassel, in dem Ziegler steckt, schwer.“
Die Heldin Lila Ziegler ist 20 Jahre alt und hat eine große Klappe. Ihr größter Fall, so wird am Abend schnell deutlich, sind nicht die Kriminalfälle, die sie löst, sondern sie selbst. Sie hat ihren Vater wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Sie fühlt sich seitdem mehr als je zuvor von ihm bedroht.
Band neun beginnt mit dem Beginn einer Therapie
Mit ihrem Bruder Claudius, der auf der Seite des Vaters steht, trifft sie sich gleichwohl vor der Familiengruft. Das geht für sie persönlich nicht gut aus, da sie danach einen Selbstmordversuch unternimmt. Grund: Sie meint, als Kind beim Spielen ihre Schwester getötet zu haben.
Edda Minck eröffnete die Reihe
Die erste „Wein-Krimi-Nacht“ startete am 9. November 2010, etwa ein Jahr nach der Gründung des Fördervereins „Erlesen“. Die Bochumer Autorin Edda Minck eröffnete sie mit einem Krimi zu Detektivin Maggie Abendroth.
Der Förderverein organisiert seitdem die „Wein-Krimi-Nacht“ jährlich zusammen mit der Bücherei. Ein Dauerbrenner des Vereins ist an jedem Donnerstag das Lesecafé in den Räumen der Bibliothek.
Band neun beginnt nach der Rettung und dem Beginn einer Therapie in einer Bochumer Klinik. Nachdem ihrer Therapeutin die Kehle durchgeschnitten wird, startet ein neuer Fall für Lila Ziegler. Mit dieser Szene, die neugierig auf mehr macht, beendet Flebbe die Lesung. „Sie sollen selbst herausbekommen, wer der Mörder ist“, ermunterte die ausgebildete Physiotherapeutin ihr Publikum.
Die Handlungsorte haben Lokalkolorit
Der Erzählstil der Autorin ist sehr detailgetreu; sie beschreibt in kurzen Sätzen Handlungssituationen. Das schafft Raum für die eigene Fantasie. Die Zuhörer erleben zudem alles aus den Augen der Detektivin. Ihre Gedanken zu den Situationen inklusive. Das entwickelt Nähe zur Romanheldin.
Die Handlungsorte haben Lokalkolorit. Im Kopfkino der Zuhörer sind am Abend der Stadtpark, das Bergbaumuseum und die Stahlskulptur von Richard Serra am Hauptbahnhof präsent.
Flebbe wechselt geschickt zwischen der Kriminalerzählung und dem Befinden ihrer Identifikationsfigur. „Es ist ihr persönlichster Fall“, sagte die Autorin, und fügt an: „Die Krimireihe zu Detektivin Lila endet zwar mit diesem Buch. Meine zukünftigen Krimis spielen aber auch in Bochum.“