Mitte. . Ehemalige Klassenkameraden treffen sich nach 63 Jahren zum Wiedersehen. Über Lehrerwitze lachen sie auch heute noch gemeinsam.

Reihum reicht Bernhard Hartmann das schwarz-weiße Klassenfoto. Ordentlich aufgestellt und in schicken Anziehsachen sitzen dort die Realschüler der Jacob-Meyer-Schule, die 1954 die Schule verließen. „Wer könnte das sein?“, rätseln die Schulkameraden und schreiben einen weiteren Namen an den Rand des Ausdrucks.

„Ich erkenne nicht mehr alle wieder, aber wenn man den Namen hört, wird man schnell wieder warm miteinander“, sagt Uwe Neveling. Die alten Geschichten würden die Schüler der 6 b schließlich verbinden. So weiß Ottokar Gropp noch genau: „Der Günter spielte auf den Klassenfahrten immer Akkordeon, das war toll.“

Treffen künftig in kürzeren Abständen

Er selbst sei Klassensprecher gewesen. „Wir waren eine ordentliche Klasse, es gab nicht viel Ärger“, meint Neveling und erzählt, wie er stets die Hausaufgaben von seinem Banknachbarn abschrieb. „Wir treffen uns zum dritten Mal. Wir wollen die Abstände kürzer halten, denn die Jüngsten sind wir auch nicht mehr“, sagt der 83-Jährige Günter Gladen. „Wir waren eine reine Jungenklasse, die Mädchen gingen zur Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule“, erinnert er sich. Für Gesprächsstoff sorgten deshalb die raren Kontakte zu den Mädchen der Nachbarschule.

Der Gründer des Bochumer Vereins

Die Jacob-Mayer-Realschule wurde nach dem Fabrikanten Jacob Mayer, den Gründer des Bochumer Vereins, benannt. Sie wurde 1985 geschlossen. Das Gebäude beherbergt heute die Musikschule.

Letzter Rektor war der Wattenscheider Oberbürgermeister Erwin Topp, der bei einem Flugzeugabsturz am 22. Januar 1971 verstarb.

Neveling weiß noch genau: „Der Peter Schiefer, das war ein guter Mathelehrer. Er brachte immer einen hölzernen Zirkel und ein Dreieck mit.“ Während Hartmann noch die Sportfeste besonders präsent sind, erinnert sich Ernst Wiggershaus an den Stenographie- und Schreibmaschinenunterricht. „Wir quatschen heute über alles. Über Geschichten von früher genauso wie über die Berufe und das Leben heute“, so Wiggershaus.

Selbst Zitate im Wortlaut können Manche noch wiedergeben. „Ein Lehrer hat immer gesagt, Streben sei die größte Schande des 20. Jahrhunderts“, sagt Gladen und schaut sich noch einmal das Foto an. Da fragt Gropp in die Runde: „Wisst ihr noch, dass unser Klassenlehrer Steine gesammelt hat?“ Sofort lacht die Runde. „Ja genau, und bei der Klassenfahrt in die Eifel mussten wir auch welche sammeln“, ergänzt Wiggershaus. Ob es das auswendig gelernte Gedicht „Die Glocke“ ist, oder der Lehrer, der während des Krieges U-Boot-Kommandant war – die 6 b-Schüler erinnern sich lebendig und bringt sich gegenseitig zum Lachen. „Es ist schön, dass wir uns wiedersehen“, sagt Werner Zeipert. Guter Zusammenhalt, der schwinde auch nach 63 Jahren nicht.