Ehrenfeld. . Weil die Mitgliederzahl steigt, braucht die Freie evangelische Gemeinde (FeG) in Bochum neue Räumlichkeiten. Die Suche gestaltet sich schwierig.
Viele Kirchengemeinden stöhnen unter massenhaften Austritten und suchen fieberhaft nach Lösungen, wie sie dem Dilemma begegnen können. Nur eine Kirche scheint davon weitgehend unbeeindruckt: Die freie evangelische Gemeinde Bochum (FeG) im Ehrenfeld erfreut sich entgegen des allgemeinen Trends eines beachtlichen Zulaufs. „Unsere Gottesdienste am Sonntagvormittag waren irgendwann so voll, dass wir noch einen zweiten Termin anbieten mussten“, erzählt Pastor Ruben Schultze (34). Mittlerweile sucht die Freikirche sogar nach neuen Räumlichkeiten, weil das Haus an der Dirschauer Straße, in dem die Gemeinde seit 1956 beheimatet ist, förmlich aus allen Nähten platzt.
Zahl der Mitglieder steigt
Ruben Schultze berichtet nicht ohne Stolz, dass die Zahl seiner Schäfchen kontinuierlich steige. „Mittlerweile haben wir 120 Mitglieder, die sich bei uns tatkräftig engagieren. Vor ein paar Jahren waren es noch 80.“ Hinzu komme ein Freundeskreis von weiteren 100 Personen, und auch viele Flüchtlinge vor allem aus dem Iran würden sich in der Gemeinde gut aufgehoben fühlen. „Verglichen mit anderen Kirchengemeinden ist das natürlich nicht viel“, sagt er, „doch uns bestätigt das in unserer Arbeit sehr.“
Wie bei allen Freikirchen üblich, finanziert sich die Gemeinde selber aus den Beiträgen ihrer Mitglieder. „Kontrolliert wird das aber nicht“, meint der Pastor. Darüber hinaus setzen sie auf eine große Verbundenheit untereinander auch fernab der wöchentlichen Gottesdienste. Es gibt Fußball- und Volleyballgruppen, diverse Musikteams, ein Seniorencafé und Taufseminare. Regelmäßige Hauskreise im privaten Rahmen sind über die ganze Stadt verteilt. Eine Gemeindefreizeit führt die Mitglieder ins hessische Mücke. „Gebucht haben wir für 100 Personen“, heißt es im Gemeindebrief.
Zeitgemäße Musik und eigenes Café
Woher kommt diese Begeisterung? „Eigentlich sind wir ein ziemlich bunter Haufen“, meint Ruben Schultze, „doch der Glauben an Jesus Christus verbindet uns über alle Grenzen hinweg.“ In den Gottesdiensten werde stark darauf geachtet, möglichst nah an den Menschen und ihren Sorgen zu bleiben. „Es muss etwas mit dem Alltag und dem Leben im Hier und Jetzt zu tun haben“, sagt der Pastor. „Das beginnt mit einer zeitgemäßen Musik und endet nach den Gottesdiensten in unserem Café, in dem wir oft noch lange diskutieren.“
Gemeinde freut sich über Hinweise
Die Gottesdienste finden statt jeweils sonntags um 10 und 11.45 Uhr im Gemeindezentrum an der Dirschauer Straße 16. Eine Kinderbetreuung in der „Schatzinsel“ ist beim ersten Gottesdienst um 10 Uhr eingerichtet. Außerdem verfügt die FeG über einen eigenen Eltern-Kind-Raum, der durch ein Schallschutz-Fenster vom Gottesdienst getrennt ist.
Die Gemeinde freut sich über Hinweise bezüglich möglicher neuer Standorte. Dazu zählen auch Gebäude wie etwa leer stehende Schulen oder Fabrikhallen. Tipps per Mail an bochum@feg.de
Eines der ältesten Mitglieder ist Walter Mosner. Seit rund 50 Jahren gehört er der FeG an, eine andere Gemeinde kam für ihn nie in Frage. „In anderen Kirchen geht man zum Gottesdienst, schüttelt dem Pastor am Ende die Hand und geht wieder nach Hause“, sagt er. „Hier ist das anders. Das ist meine Familie.“ Dazu gehöre, dass sich jeder nach seinen Begabungen wie selbstverständlich mit einbringe – Renovierungen und Umbaumaßnahmen werden meist in Eigenregie durchgeführt. „Da packt jeder mit an.“
Schon seit einer Weile befindet sich die FeG auf der Suche nach einer neuen Heimat, die ihnen mehr Möglichkeiten bieten sollte als bislang.
„Der Saal müsste etwa 350 bis 400 Menschen fassen, dazu brauchen wir Gruppenräume und ein großes Café“, sagt Schultze. Einige Objekte habe man sich schon angeschaut, doch sonderlich leicht gestalte sich die Standortsuche nicht, zumal die Gemeinde in jedem Fall in Bochum beheimatet bleiben möchte . „Wir sind für Vorschläge jederzeit dankbar“, sagt er. Möglichst in den kommenden ein bis zwei Jahren solle feststehen, wohin es die Freikirche demnächst zieht.