Mitte. Seniorenbüro Mitte gründet Netzwerk für Menschen „zwischen Arbeit und Ruhestand“. Es geht allein um Freizeitgestaltung im Kreis Gleichgesinnter
Als Rosemarie („alle nennen mich Rosi“) Erdmann in den Ruhestand ging, schwebte ihr keinesfalls vor, die Beine hochzulegen. „Das liegt mit gar nicht.“ Die äußerst agile Frau engagiert sich im Projekt „Zwar“ (zwischen Arbeit und Ruhestand).Bei Zwar geht es allein um die Freizeitgestaltung. So hatte sie auch nie Angst, nach jahrzehntelangem Stress im Beruf in ein Loch zu fallen.
Bürger ab 55 bekommen Post
Die heute 70-Jährige gehört zu den Mitbegründern der „Zwar“-Gruppe in Wattenscheid. Vor zwei Jahren wurde damit in Höntrop die erste im Stadtgebiet aus der Taufe gehoben. Ihre Erfahrungen will Rosi Erdmann jetzt auch in der künftigen Zwar-Gruppe einbringen, die das Seniorenbüro Mitte für Menschen im Einzugsgebiet der Innenstadt gründen wird.
In diesen Tagen werden 2400 Bürger, die zwischen 55 und 70 Jahre alt sind und zwischen Gleisdreieck, Stadtparkviertel und Grumme wohnen, Post von Bezirksbürgermeisterin Gabi Spork im Briefkasten haben. Darin werden sie zur Gründung des Zwar-Netzwerks eingeladen. Erfasst wird damit nur ein kleiner Teil des riesigen Einzugsbereichs des Seniorenbüros Mitte, damit es nicht zu anonym wird.
Teilnehmer sollen eigene Gruppen gründen
„Wir wollen Menschen erreichen, die im Übergang sind, mit dem Angebot in ihrem Quartier binden, damit sie sich besser vernetzen können“, sagt Christine Drüke vom Seniorenbüro, das die Zwar-Basisgruppe bei ihren Treffen ein Jahr lang begleiten wird. Aus der Basisgruppe heraus – so der Plan – sollen die Teilnehmer eigene Gruppen bilden, sich je nach Interessenslage zusammenfinden.
In Höntrop etwa treffen sich Menschen zum Kartenspielen, besuchen gemeinsam kulturelle Veranstaltungen, machen sich fit in Sachen PC-, Tablet- und Smartphone, gehen gemeinsam wandern/spazieren. Eine Gruppe, so erzählt Rosi Erdmann, will unbedingt das alte Schwimmbad in Höntrop erhalten, obwohl sich kein privater Investor fand. „Zunächst hatten wir kein Quartier im Ortsteil. Eine Kneipe haben wir schnell wieder verlassen, der Wirt wollte, dass wir mehr verzehren.“ Dann wurden die (Vor-)Ruheständler beim FSV Sevinghausen fündig und dürfen seither dessen Vereinsheim mit nutzen.
Heute müssen Senioren selbst aktiv werden
Denn wer sich bei Zwar engagiert, kann keinen „gedeckten Tisch“ erwarten. „Früher sah die Seniorenarbeit so aus, dass ein paar wenige Leute die Besucher mit Kaffee und Kuchen versorgten und bespaßten. Heute müssen die Leute schon selbst aktiv werden, Dinge organisieren und eigenverantwortlich gestalten“, erklärt Ilka Genser (Seniorenbüro Mitte).
Rosi Erdmann weiß: „Selbst organisieren, von der Couch zu kommen – das fällt vielen schwer.“ Sie selbst könnte ein langweiliges Leben nicht ertragen, deshalb ist Zwar so gut geeignet, findet sie. „Wir sind viele Singles, da bietet sich ein Miteinander an. Ich zum Beispiel habe einen 800-qm-Garten; den allein zu pflegen, bin ich nicht in der Lage.“
Gründung am 26. Januar
Die Zwar-Netzwerkgründung findet am Donnerstag, 26. Januar, 18.30 bis 20.30 Uhr, in der Aula der Heinrich-Böll-Gesamtschule, Agnesstraße 33, statt.
Auch für das erste Basisgruppentreffen gibt es schon einen Termin: Donnerstag, 9. Februar, 18.30 Uhr, im Katharina-von-Bora-Haus, Klinikstraße 26.
Das Zwar-Netzwerk für die Bochumer Innenstadt ist nach Wattenscheid (2) und Gerthe das vierte im Stadtgebiet.