Hiltrop. Im Wichern-Haus gibt’s die Aktion „Türchen öffne dich“. Rüstige Bewohner gehen bei pflegebedürftigen Senioren von Zimmer zu Zimmer
„Türchen öffne dich“, heißt es derzeit täglich um 17 Uhr im Alten- und Pflegeheim Wichern-Haus Gerthe. Dort kommt jedoch wie beim Adventskalender keine Schokolade zum Vorschein. Hinter den Türen werden bettlägerige Menschen besucht.
„Das ist unsere Aktion „Adventszeit erleben, das wir als Ritual gestalten“, erklärt Hausleiterin Anke Rother vom Ev. Johanneswerk: „Wir starteten sie als Versuchsballon bereits 2015.“ Da es gut ankam, findet dieses Miteinander im Advent wieder statt. Täglich öffnet sich eine andere (Advents-)Tür im Hause, die vorab eine Nummer bekam. Das ist ein selbst gebasteltes Mobile mit einer nummerierten Kerze, zwei Sternen und einem Weihnachtsbaum.
Heute ist Zimmer 17 an der Reihe
Heute ist das „Türchen“ zu Zimmer 17 auf dem Wohnbereich E an der Reihe. Vor der Tür treffen sich die aktiven Hausbewohnerinnen Eva Balke, Anna Enters und Auguste Manert mit Betreuungskraft Christa Ladage. Sie treten mit ihrem Weihnachtsbaum auf dem Schlitten mit Rollen ein. Die Bewohner schauen zunächst erstaunt über den unerwarteten Besuch. Kurz darauf freuen sie sich, als das Quartett anfängt zu singen..
Zum Ritual gehört neben dem „rollenden Weihnachtsbaum“ eine Laterne. Darin wird eine Kerze entzündet. Eine der Hausbewohnerinnen hängt am Ende einen gelben Stern an den Weihnachtsbaum, wenn es die Besuchten nicht mehr selbst können. Dieser steht symbolhaft für das besuchte Zimmer. Eine Geschichte, ein Vers und weitere Adventslieder vervollständigen das Ritual, bevor alle wieder das Zimmer verlassen.
Schlitten soll Kindheitserinnerungen wecken
Die Idee zur Aktion „Adventszeit erleben“ entwickelten die sechs Betreuungskräfte im Hause mit Diakonin Inga Schulze-Steinen. Sie griffen dafür auf bekannte Symbole wie Adventskalender und Weihnachtsbaum zurück. Selbst der Schlitten gehört dazu, da er an Winterfreuden aus der Jugend der alten Menschen erinnert. Allerdings mit einem Rollwagen unter den Kufen: „Der Weihnachtsbaum musste mobil werden, damit wir ihn von Zimmer zu Zimmer, von Etage zu Etage ziehen können“, erklärt Ladage.
Im Haus kehrt damit der Advent ein, während der Alltag weiterläuft. Hausleiterin Rother ist zufrieden. „Ich kann während des Rituals in leuchtende Augen blicken. Die Bewohner werden ruhig, erinnern sich gern an ihre Kindheit und an ihre Weihnachten zurück“, sagt die 44-Jährige. Sie stellt fest: „Die Pflegekräfte berichten mir, dass nach diesem besinnlichen Moment alle entspannter und ausgeglichener sind.“
91 Bewohner und 52 Pflegekräfte
Das Alten- und Pflegeheim Wichern-Haus Gerthe gehört zum Ev. Johanneswerk aus Bielefeld. Im Hause leben 91 Bewohner. 52 Pflegekräfte und Betreuungspersonen kümmern sich rund um die Uhr um deren Wohlergehen.
Der jährliche Höhepunkt im Hause ist das Sommerfest. Das wird mit allen Nachbarn in der Siedlung Grümerbaum gefeiert.