Mitte/Griesenbruch. Zwei weitere Stelen setzen den Erinnerungsweg im Stadtgebiet fort. Standorte sind Huestraße/Dr.-Ruer-Platz und Springerplatz.

. Vier Stelen erinnern an jüdisches Leben in Bochum, eine davon in Langendreer als ersten Stadtteil-Standort. Nun sollen zwei weitere aufgestellt werden: an der Huestraße/Dr.-Ruer-Platz und auf dem Springerplatz.

Die evangelische Stadtakademie hat sich mit dem Freundeskreis der Synagoge dieses Projekt auf die Fahnen geschrieben. Dabei will sie an authentischen Orten an die Geschichte des Zusammenlebens von Juden und Christen in der Stadt erinnern. Es geht nicht allein um die Schicksale während der Shoa, sondern vorrangig um den Alltag, das Leben und Wirtschaften, an dem Juden in Bochum maßgebend beteiligt waren.

Die geplante Stele an der Hue-straße (damals Wilhelmstraße) weist zurück auf die jüdische Schule, erbaut 1863, die zusammen mit der angrenzenden Synagoge das Gemeindezentrum bildete, mit Bibliothek, Kinderhort und Arbeiterfürsorgestelle. 1942 widmeten die Nazis das Schulgebäude um zu einem von zehn „Judenhäusern“, in denen Juden auf engstem Raum zusammengepfercht wurden, bis sie von dort in die Konzentrations- und Vernichtungslager transportiert wurden. Auf dem Gelände befindet sich heute ein Stolperstein für die Lehrerin Else Hirsch, die gemeinsam mit der Gemeindesekretärin 1939 elf Kindertransporte nach Holland und England organisierte und vielen damit das Leben rettete. Die Stele soll das jüdische Gemeindeleben mit seiner Bereicherung für die Stadt in Bildung, Kultur und Sozialarbeit veranschaulichen.

Die zweite Stele soll auf den Springerplatz und ergänzt die Standorte Goethe- und Alte Bahnhofstraße. Auf dem Moltkemarkt lebten Juden als Arbeiter – viele beim Bochumer Verein – Handwerker und kleine Gewerbetreibende. Da gab es etwa den Metzger Max Moses Herz, der Theresienstadt überlebte und nach Bochum zurückkehrte, wo er 1964 verstarb. Die Wochenmarkt-Gemüsehändlerin Lina Lessing hingegen kam wenige Wochen nach ihrer Deportation in diesem Lager ums Leben. Die Christen rund um den Moltkemarkt zeigten solidarisches Verhalten auch noch nach 1933; anders als in anderen Wohnvierteln.

Arno Lohmann, Leiter der Stadtakademie: „In Langendreer etwa war das gesellschaftliche Zusammenleben zunächst ebenfalls einvernehmlich, bis es durch die Naziherrschaft endete. 1935 existierte nur noch ein Drittel der vor 1933 ansässigen Geschäfte mit jüdischen Besitzern, Ende 1938 gab es kein einziges mehr.“

Die Stelen an der Huestraße und auf dem Springerplatz sollen voraussichtlich im November aufgestellt werden.

Standorte in der Innenstadt und Langendreer

Drei Stelen gibt’s in der Innenstadt. Die erste vor der Synagoge zur Erinnerung an Erich Mendel, den letzten Kantor der 1938 von den Nazis verbrannten Synagoge. Eine zweite steht an Massenbergstraße/Schützenbahn.

Sie weist hin auf die erste Synagoge, Schule und Friedhof. Eine dritte Stele erinnert an der Goethestraße an jüdische Nachbarn. Zuletzt wurde in Langendreer eine vierte aufgestellt in Erinnerung an jüdische Händler.