Hamme. Bei der Zukunftswerkstatt wurden Ideen für den Stadtteil gesammelt. Die reichen vom Wochenmarkt über Skaterpark bis zum Straßenfest.
Den besten Ruf hat Hamme nicht. Hinzu kommt: nicht wenige Einwohner fühlen sich stiefmütterlich behandelt; denken, dass der sowieso schon schwierige Stadtteil (Arbeitslosenquote: 10 Prozent) von der Stadt vernachlässigt werde. Auf der Suche nach Ideen und Visionen lud die evangelische Landeskirche am Samstag zur Zukunftswerkstatt ins Amtshaus. Gekommen sind über 30 Hammer, Zugezogene und Alteingessene – und die haben nicht nur ordentlich was vor, sondern können über das Klischee vom Problembezirk nur müde lächeln.
„Also ich habe mich hier nur mit Bodyguard hingetraut“, sagt Jana Keller und lacht. Doch im Ernst: die junge Frau sieht hier ein „Riesen-Potenzial“ – günstige Mieten locken junge Leute, da könne sich was entwickeln. „Man könnte Hamme richtig aufwerten, zum Beispiel mit einem Straßenfest oder einem Markt auf dem Amtsplatz“ schlug sie vor. Die Idee wird konkret: „Vollmund“, ein kulinarisches Straßenfest auf dem Amtsplatz, immer zum ersten Sonntag bei Vollmond. Die erste Ausgabe der vollmundigen Veranstaltungsreihe soll schon im Oktober stattfinden.
Andere Ideen aus der Gruppe waren zum Beispiel ein Tauschladen oder die Eröffnung eines Bürgertreffs in der inzwischen verwaisten ehemaligen Commerzbank-Filiale.
Doch welche Ideen können rasch und – was viel schwieriger ist – mit wenigen Mitteln umgesetzt werden? Denn ob und wann Hamme Landesmittel mit Hilfe eines Integrierten Handlungskonzeptes (Isek) bekommt, ist noch unsicher (die WAZ berichtete).
Manche Vorschläge aber wie der, Künstlern leerstehende Ladenlokale als Ausstellungsräume zur Verfügung zu stellen, brauchen dagegen nur etwas Engagement und Überredungskunst bei den Besitzern. Und auch das kulinarische Vollmond-Fest baut ganz auf das Mitwirken der Hammer.
Ideen, wie die Begrünung der Dorstener Straße, oder einen Skaterpark im Hammer Park, bedürfen natürlich finanzieller Unterstützung von außen. Das Team von der Zukunftswerkstatt will bei der Suche nach Sponsoren und Fördermitteln helfen.
Es gibt also Pläne für Hamme. Große und kleinere. Jetzt müssen die Hammer abwarten, ob sich das auch alles umsetzen lässt. Doch bei soviel Planung und Träumen darf eines nicht unerwähnt bleiben: „Die Leute, die schlecht über Hamme reden, sollen mal hier herkommen, ein wenig verweilen – dann ändern die ihre Meinung“, sagt der alteingessene Hammer Rudi Malzahn – und spricht damit für jeden, der den Stadtteil kennen und lieben gelernt hat.
Die Gelegenheit dazu gibt es nun auch bald – eben am 16. Oktober unterm Vollmond und mit gutem Essen auf dem Amtsplatz.
„Nachhaltigkeit nimmt Quartier“
Nachhaltigkeit nimmt Quartier
Die Zukunftswerkstatt des evangelischen Projekts „Nachhaltigkeit nimmt Quartier“ will Hamme bis mindestens 2018 begleiten. Die nächsten Termine sind schon angedacht. Kontakte: judith.kuhn@kircheundgesellschaft.de oder Tel. 02304/ 75 53 33. Auch wer beim Straßenfest „Vollmund“ mithelfen will, ist herzlich eingeladen.
Das Modellprojekt der evangelischen Landeskirche findet zeitgleich im nahen Wanne-Süd statt.