Riemke. Gemeinsam mit fünf weiteren Schulen macht die Cruismannschule mit beim Projekt „Urban Art“. Ergebnisse werden in den Kammerspielen gezeigt.

Die Mädels und Jungs haben alle Neuland betreten, als sie sich zur Graffiti-AG zusammenschlossen. Nach Unterrichtsende treffen sich ein Dutzend Jugendlicher ein Schuljahr lang, um in diese Form der urbanen Kunst einzutauchen: Die Cruismannschule in Riemke gehört zu insgesamt sechs Bochumer Schulen, die am Projekt „Urban Art“ teilnehmen, initiiert vom Schauspielhaus und dem Verein Pottporus, gefördert durch die Mercator-Stiftung.

Das AG-Programm besteht aus Tanz und Wort (Rap, Slam), Klang (Beatbox) und Bild (Graffiti). Jede Schule konnte sich für eine der Kunstformen entscheiden.

Mehrere Wochen lang befassten sich die Cruismann-Schüler, ein bunter Haufen zwischen 11 und 14 Jahren, nur theoretisch mit dem Thema Sprayerkunst im offenen Raum. Martin Domagala leitet die Arbeitsgruppe. Er ist Kunstpädagoge, seit Jahren Kenner von Street Art und freischaffend für urbane Projekte tätig.

„Die Teilnehmer mussten zunächst mit der Technik und ihren verschiedenen Ausdrucksformen vertraut werden“, erzählt er. „Vorkenntnisse hatte niemand. Es gehört schon einiges dazu, ein gutes Graffito anzufertigen, nämlich Einblicke in 3-D-Darstellungen, Schattenwurf bei Schriftzügen.“

Erst werden Schmierereien entfernt

Dazu kamen die Jugendlichen einmal pro Woche im offenen Ganztag zusammen. Das Team entschied sich für die meist verbreitete Form von Graffiti, dem „Writing“, um den Namen der Schule zu verewigen. Die Cruismann-Förderschule stellte ihnen schließlich die Seitenwand der Außentoilettenanlage auf dem Schulhof zur Verfügung. Zuvor wurden Schmierereien entfernt. Martin Domagala: „Jeder erstellte seinen eigenen Entwurf für einen Buchstaben, so dass keiner dem anderen gleicht.“ Zum Schluss wird eine Tierzeichnung das Bild komplettieren. Eigentlich, so fügt er an, hätte die AG auch noch ein Trafohäuschen an der Schule besprühen dürfen. Doch dafür wurde die Zeit zu knapp.

Präsentation am 23. Juni

Denn alle Arbeitsgruppen der sechs teilnehmenden Schulen werden ihre Arbeitsergebnisse präsentieren. Dazu öffnen die Kammerspiele den Jugendlichen am 23. Juni ihre Bühne. Die „Cruismänner“ werden das Bühnenbild erstellen und bereiten eine Performance vor. Für diese Show muss natürlich geübt werden.

„Graffiti zu machen, gefällt mir sehr gut. Ich hätte nicht erwartet, dass es so viel Spaß macht. Am liebsten würde ich weitermachen“, schwärmt etwa die 14-jährige Cigdem. Der gleichaltrige Dominik wollte sich schon immer mal an der Spraydose ausprobieren: „Das ist echt toll.“ Er weist stolz auf das „S“ im Schriftzug als sein Werk.

Und der Zugang zur urbanen Kunst wird nicht mit dem Schuljahr enden: „Im nächsten Jahr gibt’s eine Neuauflage, die von der Stiftung Mercator bereits bewilligt wurde. Dann kann jede Schule eine andere Disziplin wählen. Wer jetzt sprayt, kann dann etwa Modern Dance oder Hip-Hop ausprobieren“, sagt Domagala. Für jede Spielform gibt es bei dem Projekt einen Künstler, der sich mit den jungen Leuten beschäftigt.

Von Tanz bis Graffiti: Die Schüler lernen eine Menge

Mit dabei sind: Hildegardis-Schule an der Klinikstraße; Hilde-Heinemann-Förderschule, Eifel-straße; Nelson-Mandela-Schule; Cruismann-Schule; Heinrich-Böll-Gesamtschule an der Agnesstraße und die Hans-Böckler-Realschule, Querenburger Straße. Unterstützt werden sie durch die Künstler Kama Frankl (zeitgenössischer Tanz), Marcel Gebhard (Hip-Hop/Breakdance) und Martin Domagala (Graffiti). Manuel Meller ist für die Rap-Musik und Carlos Haward für die Beatbox zuständig.