Gerthe. Zum Auftakt einer Konzertreihe für die Flüchtlingsarbeit im Bochumer Norden spielt Schaghajegh Nosrati in der Christuskirche Gerthe

Flüchtlingen helfen mit der Magie von Musik: Dieses Ziel setzt sich die evangelische Ortsgemeinde. Kurzerhand stellte sie die zum 100-jährigen Bestehen der Christuskirche in 2010 aufgelegte Konzertreihe „be-Flügel-te Tage“ ein und ersetzte diese durch über das Jahr verteilte Konzertabende. „Alle Einnahmen daraus kommen der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit hier in der Region zu Gute“, erklärte Pfarrer Johannes Romann bei der Begrüßung.

Pianistin Schaghajegh Nosrati übernahm den Auftakt der Reihe. Dabei begeisterte die gebürtige Bochumerin die gut 120 Besucher mit einem über 90-minütigen, gelungenen Spiel auf dem Flügel. Zu Gehör kamen - in einem Diskurs von der Barockzeit zur Romantik - klassische Werke von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart sowie Robert Schumann.

Ausgangspunkt war der Barock. 11 unterschiedliche Interpretationen – sogenannte Kontrapunkte – von der „Kunst der Fuge“ (Bach) brachte die 26-Jährige zu Gehör. Mit ihrem intensiven und zugleich besonnenen Spiel zog sie die Zuhörer dabei in ihren Bann: Begeisterter Beifall schon nach diesem Vorspiel.

Einen Kontrapunkt zu Bach bot die „Sonate D-Dur“ von Mozart. Nach dem strengen Spiel ließ Schaghajegh Nosrati den heiteren Umgang des gebürtigen Salzburgers mit seiner Musik aufblitzen. Das hieß leichtfüßiger Vortrag, auch mal verspielte Tonfolgen und vor allem eine fröhliche Stimmung.

Emotional ging es für die heutige Dozentin an der Hochschule für Musik in Hannover nach der Pause weiter. Allerdings ganz bewusst. Schumann titelte nämlich die Sätze seiner „Kreisleriana op 16“ mit Gefühlsausdrücken, die Nosrati entsprechend bewegt interpretierte. Den Satz „sehr aufgeregt“ bebilderte sie zum Beispiel mit raschen Tonfolgen, die eine starke Ruhelosigkeit zum Ausdruck brachten. „Sehr langsam“ bot hingegen ein tonales, meditatives Spiel.

Zuflucht in Bochum gefunden

So viel Intensität beim Vortrag hatte seinen Preis. Das Publikum ermunterte die Pianistin mit lang anhaltendem Applaus gleich zu zwei Zugaben. „Es war ein sehr eindrückliches Spiel“, stellte eine Besucherin fest. Der zweite Konzertteil gefiel ihr am besten.

Schaghajegh Nosrati unterstützte mit ihrem Konzert gerne das Anliegen der Gemeinde. „Für mich ist dies das Natürlichste der Welt“, erklärte sie nach dem Konzert. Ihre Familie erhielt schließlich auch viel Hilfe, als sie nach der islamischen Revolution im Iran Anfang der 80er Jahre Zuflucht in Bochum-Querenburg fand.

Wer will, kann Nosrati bald wieder erleben: Am Sonntag, 30. Oktober, um 16 Uhr, gibt sie erneut ein Konzert in der Christuskirche. Ihre Musik gibt es auch auf CD: u.a. im „Music Point“ in der City-Passage.

Reihe geht weiter

Die Konzertreihe zur Unterstützung der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit im Bochumer Norden geht weiter: Die Pianistinnen Marielen Laufenberg-Simmler und Elsbeth Schaffmeister spielen unter dem Motto „zu 4 Händen - Klavierduo“ am Sonntag (13. 3.), 17 Uhr, in der Christuskirche, Lothringer Str. 29. Sie spielen Werke von Mozart, Mendelssohn-Bartholdy, Fanny Hensel, Clara Schumann und Johannes Brahms.

Eintritt frei. Spenden erbeten.