Harpen/Gerthe. Kanalneubau im Harpener Hellweg nimmt Wasser vom Ecksee auf. Mit Altlasten verunreinigter Gerther Mühlenbach wird biologisch gereinigt

Die Überschwemmungen in Wohngebieten sind den meisten im Bochumer Norden noch gut in Erinnerung. Die vorhandene Kanalisation konnte die Wassermassen nach Starkregen nicht bewältigen. Besonders die Anwohner der Straße Ecksee hatten nicht nur im Sommer 2013 mit überfluteten Kellern zu kämpfen, aber auch der Bereich Harpener Hellweg/Am Ruhrpark wurde wiederholt überflutet. Seither hat die Stadt einiges in die Kanalsanierung investiert, um solche Schäden künftig zu verhindern.

So wurde ein neuer Hauptsammler vom Kreuzungsbereich Harpener Hellweg/Am Ruhrpark in südliche Richtung bis zum nächsten Hauptsammler am Harpener Bach gebaut. Dieser soll mehr Schutz vor Überflutung bieten. Anfang 2015 war ein erstes Teilstück des Sammlers auf 150 Metern Länge vergrößert worden. Nun soll in einem zweiten Bauabschnitt der Kanal im Harpener Hellweg an den Hauptsammler angeschlossen werden.

Der neue Kanal, so berichtet Michael Kammler vom Tiefbauamt in der letzten Sitzung im Bezirk Nord, nimmt das Wasser vom Ecksee auf und ersetzt den maroden, vorhandenen Kanal. Zudem muss die Straßenoberfläche wiederhergestellt werden. Diese anstehende Aufgabe nutzt die Stadt, um das Straßengefälle nach Süden Richtung Kirchharpener Bach zu kippen, so dass die Bebauung besser geschützt wird. Dadurch wird der nördliche Gehweg um etwa 15 cm höher angelegt als heute.

Das dortige China-Restaurant bekommt eine neue Kreuzungs-Zufahrt an anderer Stelle mit einer Steigung, die verhindern soll, dass sich Wasser staut. Es wird dann in offenem Bett bis zum Harpener Bach geleitet. Diese Maßnahme wird laut Kammler etwa vier Wochen dauern, während denen der Harpener Hellweg voll gesperrt werden muss, denn sie wird in offener Bauweise durchgeführt. Sie ist fürs zweite Quartal 2016 vorgesehen, die Baukosten liegen bei 400 000 Euro. Zeitnah soll es dazu eine Bürgerinformation geben.

Chemische Betriebe Lothringen

Der Gerther Mühlenbach ist erheblich mit Altlasten verunreinigt durch die Klärteiche der Chemischen Betriebe Lothringen. Für die Renaturierung dieses Gewässers sowie des Harpener- und Bövinghauser Baches wird der Bau eines Stauraumkanals notwendig, dazu sollen 3,1 Millionen Euro in die Hand genommen werden; die Kosten werden aus den Gebühren gedeckt. Dirk Westermann vom Umweltamt erklärte dem Bezirk das Projekt: „Die Bäche bekommen ein neues Bett, zudem soll eine Reinigungsanlage entstehen aus Pflanzen und Sauerstoff.“

Zusätzlich soll ein unterirdischer Bioreaktor mit Kies gefüllt werden, wo sich die organischen Schadstoffe abbauen können. Dazu muss das Wasser eine Woche in dem Bioreaktor bleiben, bis es zum Pflanzenklärbecken geleitet werden kann.

Das so geklärte Wasser fließt in den Bövinghauser Bach. Die Kosten dafür werden auf eine halbe Million Euro geschätzt; 200 000 Euro soll der ökologische Gewässerausbau kosten. Für beide Maßnahmen sind beim Land Fördermittel in Höhe von 80 Prozent beantragt, auf den Bescheid wartet die Stadt noch.

Roland Mitschke ist im Regionalverband Ruhr (RVR) Vorsitzender der CDU-Fraktion: „Als weitere Maßnahmen werden vom Land Gefährdungsabschätzungen am Grundwasser im Stadtteil Hamme und am Harpener Bach mit insgesamt 140 000 Euro finanziert.“

Das Projekt ist städteübergreifend für Bochum, Dortmund und Castrop-Rauxel.

RVR empfiehlt Förderung im Altlastenprogramm

Der RVR empfiehlt dem Land die Sanierung des Grundwassers im Bereich des Gerther Mühlenbachs zur Förderung im Altlastenprogramm 2016. Die Verwaltung hatte das Projekt im Sommer 2015 beim NRW-Umweltministerium vorgestellt. Die Einzelmaßnahmen sollen aufeinander abgestimmt ausgeführt werden.

Altlastensanierung und Gewässerausbau sind für die Dringlichkeitsliste 2016 angemeldet. Im März wird der RVR über die Priorität entscheiden.