Mitte. . In der Kapelle des St. Elisabeth-Hospitals ist eine besondere Darstellung der Geburt Jesu zu sehen. Auch das offene Weihnachtssingen nahm darauf Bezug

Wer auf die Krippe zugeht, glaubt, sie sei selbst in Bewegung. Denn die Menschen, die darin bildhaft eingearbeitet sind, kommen einem entgegen. Der kleine Junge im Vordergrund des Fotos zeigt gar mit einem Finger auf den Betrachter. Er führt eine Gruppe von Flüchtlingen an, die eine Straße entlang läuft. Es ist schon eine besondere Darstellung der Geburt Jesu, die derzeit in der Kapelle des St.-Elisabeth-Hospitals zu sehen ist und den Bezug zu den aktuellen Geschehnissen herstellt.

„Es ist ein Versuch, das Vergangene mit dem Hier und Jetzt in Einklang zu bringen. Zwar waren Maria und Josef zunächst nicht auf der Flucht, sondern auf dem Weg zu einer Volkszählung. Trotzdem liegt eine Parallele vor: Wie die Flüchtlinge unserer Tage waren auch sie auf einem Weg ins Ungewisse“, schildert Seelsorger Bernhard Zielonka.

Direkt vor dem Bild mit den Flüchtlingen steht eine Hirtenmutter mit ihren Kindern. Sie scheint weniger mit der heiligen Familie, als mit den Geschehnissen dahinter zu tun zu haben. Schließlich befinden sich diese Figuren auch auf der Straße, auf der auch die Menschen im Hintergrund unterwegs sind. Dafür wurde die Straße räumlich auf dem Tisch verlängert. Rechts neben Maria, Josef und dem Jesuskind befindet sich ein weißes Zelt. „Wer im Zelt schläft, hat einen Lagerplatz gefunden, ist vielleicht außer Gefahr. Zuhause ist da aber niemand“, sagt Zielonka.

Das Zelt ist offen, scheint zügig. Von der romantischen Vorstellung eines wohligen Stalls bleibt da wenig zurück. „Das ist auch richtig so“, findet Hermann Meyer, der regelmäßig die Messen in der Kapelle besucht und von der Krippe sofort begeistert war – aufgrund ihrer Schonungslosigkeit. „Die Wirklichkeit war doch damals auch viel härter, als es oft dargestellt wird. Wer dann noch das Foto dahinter sieht, weiß sofort, was das Wort Flucht bedeutet.“

Auch das offene Weihnachtssingen, das am gestrigen Sonntag an der Bleichstraße stattfand, kam auf das Thema zurück. „Unser offenes Singen nach Neujahr hat Tradition“, berichtete Pfarreichor-Vorsitzende Beate Götte zunächst. „In den Familien wird Weihnachten kaum noch gesungen. Bei uns können und sollen die Menschen aber selbst singen, wir verzichten deshalb auch auf eine Chorbegleitung.“ An der Orgel saß indes Elke Knickmann und umrahmte die singende Schar.

„Jesus wurde auf dem Weg geboren. Viele Menschen, die sich gerade auf den Weg machen in eine bessere Zukunft, sterben dabei. Die, die ankommen, sind auf unsere Hilfe angewiesen. So, wie wir Jesus aufgenommen haben, müssen wir uns auch dieser Menschen annehmen, ihnen Sprache und Gebräuche näherbringen“, betonte Götte zwischen den Weihnachtsliedern. Und sah zur Krippe.

Jetzt können Patienten mitsingen

Das offene Weihnachtssingen fand nun zum zweiten Mal in der Krankenhauskapelle statt. Vorher öffneten sich dazu noch die Türen der Propsteikirche, doch wurde das Gotteshaus irgendwann zu groß für die schwindende Besucherschar.

Der Vorteil dabei: Auch die Patienten des Hauses können sich so daran beteiligen.