Mitte. . Michael Schebera fing als Ein-Euro-Jobber an der Goethe-Schule an. Danach setzte er sein Engagement ehrenamtlich fort. Nun will er Lerntherapeut werden.

Dass Michael Schebera mit Kindern immer schon konnte, dürfte ihm selbst längst klar gewesen sein. Schließlich war der Eppendorfer bereits 20 Jahre Jugendtrainer beim FC Neuruhrort. Doch im Umgang mit Kindern und Jugendlichen einmal seine Brötchen zu verdienen, damit hat der gelernte Bäcker nie gerechnet. Doch so ist es nun gekommen.

Und wie es dazu genau kam, ist eine spannende Geschichte. Am 8. November 2009 betrat Schebera erstmals die Goethe-Schule. Als Ein-Euro-Jobber, um – hier schließt sich erneut der Kreis – Brötchen in den Pausen zu verkaufen. 2010 lief das Programm aus. Schebera aber wollte unbedingt am Goetheplatz bleiben. „Das Umfeld hat mir gefallen. Ich habe hier eine Perspektive gesehen, die ich nutzen wollte“, blickt der 55-Jährige zurück.

Schebera ging also weiterhin Morgen für Morgen in die Schule – und machte einfach ehrenamtlich weiter. „Er öffnet unsere Klassenräume, hilft an den Stellen aus, wo eigentlich niemand zuständig ist, ist ansprechbar für Kolleginnen und Kollegen, kümmert sich in den Pausen um Schülerinnen und Schüler, hilft bei der Technik und noch mehr“, berichtet der stellvertretende Schulleiter Berthold Jäger aus dem Alltag.

Doch fand der Bäcker, der später bei Opel beschäftigt war, auch immer mehr Interesse an der pädagogischen Arbeit. „Es macht einfach großen Spaß, mit den Kindern zu arbeiten“, betont er. Bis zwölf Uhr ist seine Tätigkeit – etwa in der Internationalen Klasse mit Flüchtlingskindern, denen er das Einmaleins oder Grundlagen der deutschen Sprache noch vor Unterrichtsbeginn näher bringt – weiter freiwillig. Danach wird sein Einsatz im Offenen Ganztagsbereich inzwischen wieder bezahlt.

Er will Verantwortung übernehmen. So hat sich Schebera auch dazu entschieden, einen Fernlehrgang zum Lerntherapeuten in Münster mitzumachen. Dadurch kann er später eigenständig mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen arbeiten, die eine Lernschwäche oder eine Teilleistungsstörung haben. Im Gegensatz zur klassischen Nachhilfe geht es bei der Lerntherapie aber nicht nur darum, schulische Inhalte nach- oder aufzuarbeiten, sondern tiefgreifende Defizite zu erkennen und auszugleichen.

Wie Michael Schebera das dabei gewonnene Wissen und die Erfahrungen am Gymnasium letztendlich nutzen wird, kann er jetzt noch nicht sagen. „Vielleicht mache ich mich dann selbstständig“, könnte ein Plan für die Zukunft sein. Fakt scheint jedoch in jedem Fall: Die Goethe-Schule würde ihn vermissen. „Er war ein echter Glücksgriff für uns“, betont Jäger.