Bestgebotsverfahren für das ehemalige Stadtarchiv-Areal an der Kronenstraße. „Krone Bochum“ besticht vor allem wegen der sozialen Komponente
Ehrenfeld. Glückwünsche nahm Barbara Jessel an diesem Abend zuhauf entgegen: Die Wohnungsgenossenschaft „Krone Bochum“ hat den Zuschlag bekommen beim Bestgebotsverfahren der Stadt für ihr altes Stadtarchiv-Areal an der Kronenstraße. Im Technischen Rathaus werden die Entwürfe präsentiert.
Gegen sieben Mitbewerber wie Immobilieninvestoren, Bauträger und Wohnungsbauunternehmen konnte sich die Krone-Genossenschaft, die sich eigens für das Projekt im Vorfeld gegründet hatte, erfolgreich durchsetzen. Noch während der Vernissage trat die Stadt an Barbara Jessel wegen der Vertragsverhandlungen heran.
„Entwurf, Konzept, Grundstückspreis – das alles waren Kriterien für die Auswahl; doch vor allem überzeugte das Genossenschaftskonzept mit seinen sozialen Aspekten. Innovative Wohnformen sind in Bochum ausdrücklich erwünscht.“ Krone eG plant nicht nur einen Mehrgenerationen-Wohnungsmix aus Genossenschafts-, Miet-, Eigentums- und Sozialwohnungen sowie Gewerbe; vielmehr sind auch eine Demenz-WG vorgesehen, Seniorenbegleitung, Barrierefreiheit, Gemeinschaftsräume und Dienstleistung im Sinne der Nachbarschaft.
Im Mai gründete sich die Genossenschaft, heute hat sie 15 Mitstreiter. „Wir gingen schon ein Risiko ein, wusste doch niemand, ob wir den Zuschlag erhalten würden“, sagt Barbara Jessel, die deshalb bei der Ausstellungseröffnung als 1. Preisträger umso glücklicher war. Ein Risiko besteht weiterhin, und zwar finanzieller Natur: „Da auf dem Gelände die Polsterei von Hein de Groot mit Färberei stand, ist mit Altlasten zu rechnen, die wir als Investoren zu entsorgen hätten“, erklärt Barbara Jessel. Sie rechnet mit mindestens 20 Millionen Euro, die für das Wohnprojekt aufgebracht werden müssen. „Jetzt wollen wir erst einmal kaufen, dann folgen der Abriss der Altgebäude und das Altlastengutachten.“
Zu den Privatinvestoren bei Krone Forum gehört auch Willi Gründer, der bereits das integrative Wohnquartier Claudius-Höfe auf die Beine gestellt hat.
21 Genossenschaftswohnungen sind in einem der drei Baukörper auf dem 5700 Quadratemeter großen Grundstück vorgesehen, die der Kölner Architekt Thomas Luczak entworfen hat. Sie öffnen sich hin zur Hermannshöhe, werden verbunden mit den Fuß- und Radweg Friederikatrasse. Viel Grün ist vorgesehen, wobei ein Teil ausdrücklich nicht nur den Bewohnern, sondern auch Nachbarn aus dem Ehrenfeld zur Verfügung stehen soll. Das gilt auch für die gewünschten Dienstleister wie Café, Haushaltsbetreuung, Seniorenreisen, Nachhilfe, Computerschule. Hinzu kommen 16 weitere Mietwohnungen, acht Plätze in der Demenz-WG, die einen eigenen Sinnesgarten bekommt, und Eigentums-Etagenwohnungen.
Wichtig ist den Genossenschaftlern auch der Umweltaspekt: „Wir wollen Car-Sharing anbieten“, so Jessel, die auch die Nachbarschaftsinitiative „Ehrenfelder Miteinander“ ins Leben gerufen hat. Eine Tiefgarage soll 110 Autos Platz bieten.
Das Vorhaben soll nun möglichst schnell politisch abgesegnet werden; am 14. November befindet der Bezirk Mitte, am 2. Dezember der Hauptausschuss.