Mitte. Farbenfroh, charmant unperfekt mit einem Schuss Hippie-Flair: Das siebte Alsenstraßenfest begeistert große wie kleine Besucher.
Die Bühne selbstgezimmert, der Döner vegan, und auf den Büchertischen zeitgenössische Marx-Interpretationen: Das Alsenstraßenfest ist definitiv ein Straßenfest der etwas anderen Art. Und das soll es auch sein: „Keine Standard-Fressbuden oder irgendein Jahrmarkts-Quatsch, dafür schöne, individuelle Buden – das finde ich richtig gut“, sagt Rike Gebhardt. Die Studentin ist neu ins Viertel gezogen und freut sich über das alternative Straßenfest, das gestern direkt vor ihrer Haustür stattfand.
Und da ist sie nicht die einzige: Auch dieses Jahr ist das Alsenstraßenfest gut besucht, die Besucher tummeln sich vor den Ständen, wühlen nach verborgenen Schätzen auf Büchertischen und in Plattenkisten oder lauschen der Musik an einer der beiden Bühnen. Und mittendrin: Bunt bemalte Kinder laufen umher oder fahren Bobby-Car. Ein alternatives Fest, aber eben auch für die ganze Familie.
Geplant und auf die Beine gestellt haben das Fest wie immer die Anwohner der Alsenstraßen sowie Freunde und Bekannte. So ist es, seit die Idee aus dem immer größer werdenden Flohmarkt eines Anwohners geboren wurde, auch geblieben. „Inzwischen ist es kein Geheimtipp mehr“, sagt Steffi Kirmse. Sie ist im Vorstand des Wohnzimmer Alsenstraße e.V., der bei der Organisation federführend ist. „Wir haben jetzt auch schon eine gewisse Routine.“ Trotzdem, das Ambiente ist geblieben: bunt, charmant unperfekt und mit einem Schuss Hippie-Ästhetik.
„Berlin kann einpacken“, lacht Thorsten Gilani. An seinem kleinen Flohmarkt-Stand steht er, verkauft Bücher und CD’s und plaudert mit den Besuchern. „Es ist toll, dass in Bochum inzwischen so kleine Kieze entstehen, wie hier oder am Kortländer“, sagt er.
Wohnung einfach umfunktioniert
50 ehrenamtliche Helfer im Einsatz
Insgesamt gut 50 Helfer packten mit an, um das inzwischen siebte Alsenstraßenfest auf die Beine zu stellen.
Seit sieben Jahren organisiert der Verein „Wohnzimmer Alsenstraße“ das Fest. Ein anderes Projekt ist das „Repair-Café“, dort reparieren Technikfreunde defekte Geräte.
Alternativ sein, das bedeutet beim Alsenstraßenfest nicht bloß Hippie-Flair und Do-it-yourself-Charme, sondern auch: eine Plattform bieten für soziales Engagement. Der Verein Hellas-Solidarität-Bochum sammelt Spenden für in Griechenland ankommende Flüchtlinge, „Refugees Welcome“-Sticker und T-Shirts sind alle paar Meter zu sehen und verschiedene soziale Projekte präsentieren sich an ihren Ständen.
„Es ist ja gerade dieses nichtkommerzielle, was es ausmacht“, sagt Sara Hasenbrink. Die Alsenstraßenbewohnerin hat auch dieses Jahr ihre Erdgeschosswohnung ins „Hasenhorst“ verwandelt – aus dem zur Ladentheke umfunktionierten Küchenfenster verkauft sie Smoothies und portugiesische Snacks. Warum eigentlich der Aufwand? „Ja, weil wir hier wohnen“, antwortet sie verblüfft.