Mitte. . Das Thealozzi bietet bereits zum sechsten Mal ein kostenloses Sommercamp an. Auch Kinder aus Syrien nehmen daran teil. Bewegende Momente.

Warum gibt es im Westend eigentlich so viele Bunker? Die Gruppe des sechsten Sommercamps im Theater Thealozzi ging auf Spurensuche. „Wo Menschen wohnen, gibt es leider auch Bunker“, erklären die jungen Schauspieler in ihrem selbst erarbeiteten Bühnenstück

Zwischen Pappkartons kauernd, stellen sie ängstlich wartende Menschen dar, die zu Kriegszeiten Schutz im Bunker suchten. Benedikta Wasmuth (66) steigen bei dieser Szene Tränen in die Augen. „Eine gute Freundin von mir aus Goldhamme verlor zwei Familienangehörige, die in den Bunker laufen wollten, es aber nicht rechtzeitig schafften.“

Der Zweite Weltkrieg ist für die meisten Kinder weit weg. Umso näher sind anderen von ihnen Bomben, Flucht und Angst, die sie in ihren Heimatländern erlebten. Denn am Thealozzi-Sommercamp, das in diesem Jahr unter dem Motto „Heimat“ stand, nahmen auch Flüchtlingskinder aus Syrien teil.

Zweistündiges Bühnenprogramm

„Viele unserer Teilnehmer brachten Spielzeug und Klamotten mit, als sie hörten, was den Flüchtlingen alles fehlt“, freut sich die Tanzworkshop-Leiterin Bina Noss. Beriwan (5), die nur Kurdisch spricht, bekam eine schwarze Stoffkatze geschenkt, die sie auch auf der Bühne fest umklammert hält. „Ich habe hier viele neue Wörter gelernt und neue Freunde gefunden“, freut sich die 14-jährige Suhela. Glücklicherweise kann Nujan (12), der neben ihr sitzt, diesen Satz für sie übersetzen.

Zwischen Komik und bitterem Ernst: Mit Trommeln, Tanz und Gesang zeigten die Kinder des Sommercamps, was sie in den letzten zwei Wochen gelernt haben.
Zwischen Komik und bitterem Ernst: Mit Trommeln, Tanz und Gesang zeigten die Kinder des Sommercamps, was sie in den letzten zwei Wochen gelernt haben. © Ingo Otto / Funke Foto Services

Nur zwei Wochen dauerte die gemeinsame Arbeit, die immer mit einem Frühstück begann und augenscheinlich großes Vertrauen geschaffen hat. Das Ergebnis ist nicht nur für die stolzen Eltern und Großeltern der Teilnehmen überwältigend. In einem fast zweistündigen Bühnenprogramm aus Body-Percussion, Trommeln, Tanz, Gesang, Film- und Bühnenspiel präsentieren die 50 Kinder des Sommercamps, was sie können, was sie wollen und was sie bewegt – zwischen Komik und bitterem Ernst. „Ich will… ein Pferd. Ich will… einen Baseball. Ich will… dass ihr mich versteht!“, rufen sie.

Der Krieg ist immer präsent

Die Leiter der „Comedy-Gruppe“ mussten spontan umdenken, weil nur eine einzige Teilnehmerin Deutsch sprach. Und weil das meiste, was die Kinder erzählten, kaum zum Lachen war. „Wenn die Kinder improvisieren sollten, ging es immer um Krieg“, berichtet Asli Bulat. So wurde die Gruppe kurzerhand in „Freestyle“ umbenannt. Zum Thema Heimat malten viele Kinder Bilder von fröhlichen Familien, Häuser mit Blumen, Herzen. Andere malten Panzer, Bomben und brennende Moscheen. „Dass die Kinder trotz ihrer Erfahrungen auch singen, spielen und lachen, hat uns sehr bewegt.“

„Das war unglaublich berührend“, sagt Gisela Bongardt als die Aufführung zu Ende ist und alle sich vor dem Eiswagen scharen. Ihre neunjährige Tochter Mathilda ist zum zweiten Mal dabei. „Voll gut war das“, sagt Antoine (12). „Ich will auf jeden Fall nächstes Jahr wiederkommen.“

Das Sommercamp für Kinder von 8 bis 13 Jahren ist kostenlos. Nähere Informationen: www.thealozzi.de

www.thealozzi.de