Grumme. . Friedrich-Ebert-Stiftung erforscht in Grumme städtebauliche Erfordernisse: Lebensumfeld der Mieter verbessern, soziale Unterstützung aufbauen.

Die Programme „Stadtumbau West/Bochum-Westend“, gestartet mit Bürgerbeteiligung 2007, sowie die „Innere Hustadt“ (seit 2008) haben in den Wohnquartieren erfolgreich städtebauliche und soziale Veränderungen erzielt.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung vertiefte das nun inhaltlich mit ihrer Tagung „Vitale (Wohn-) Quartiere – Fundament für eine gute Zukunft von Bochum und der Region“ in der evangelischen Johanneskirche, Gemeinde Bochum. Ergebnis: Die bedarfsgerechte Modernisierung von Häusern, das Verbessern des Lebensumfeldes der Bewohner sowie der Aufbau sozialer unterstützender Strukturen sind die drei Elemente, um nachhaltig Wohnquartiere zu erhalten und zukunftsfähig auszubauen.

„Wir müssen davon wegkommen, Städte im Ruhrgebiet als ganzes bei der städtebaulichen Entwicklung zu betrachten“, betonte Ann Kathrin Bode, Abteilungsleiterin im NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, in ihrem Eröffnungsvortrag zu „zukunftsfähigen Wohnquartieren“. Sie sprach in Vertretung von Landesbauminister Michael Groschek.

Vielmehr sei, so Bode, das Denken individuell bezogen auf die Quartiere gefragt, wie Umfragen bestätigten. Die städtebauliche Entwicklung der Wohnviertel erfordere zudem ein spartenübergreifendes Handeln: „Quartiersentwicklung ist nicht nur Wohnungsbau oder –sanierung. Es beinhaltet auch bei Bedarf Wohnumfeldverbesserung, Wirtschafts- und Verkehrsförderung. Handlungsort sei damit die Kommune. Ihr Fazit: „Der Wert einer Stadt richtet sich zukünftig daran aus, wie sehr sie sich um die Bedürfnisse ihrer Menschen kümmert.“ Bochum sei da gut aufgestellt.

Weitere Vorträge und eine Podiumsdiskussion vertieften das Thema für die rund 100 Besucher an dem „ungewöhnlichen Ort“, so Petra Wilke, Leiterin des NRW-Landesbüros für Politische Bildungsarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung bei der Begrüßung. Darunter: Sozialdezernentin Britta Anger, Landtagsabgeordneter Thomas Eiskirch und Arnd Fittkau, Geschäftsführer der Deutschen Annington (Podium).

Der Tagungsort war jedoch kein Zufall: der heutige Bezirk Johanneskirche und der „Verein Leben im Stadtteil“ leisten über den „Stadtteil-Laden“ seit 25 Jahren soziale Arbeit fürs Quartier. „Das sind unter anderem ein Beratungsangebot, ein Cafébetrieb sowie die ehrenamtliche Begleitung von Mitbürgern“, wie die Ministeriumsmitarbeiterin feststellte.

Der größte Wohnungseigentümer im Stadtteil Grumme – die „VBW Bauen und Wohnen“ – modernisiert gerade für rund 38 Millionen Euro (mit Hilfe von Landesmitteln) seinen Wohnungsbestand. Das sind 1188 Wohneinheiten mit rund 3000 Mietern.

VBW investiert auch im Flüsseviertel 

Bei einem Rundgang durch das Flüsseviertel wurden die Renovierungsmaßnahmen in Augenschein genommen. Dr. Dieter Kraemer (Geschäftsführer der VBW bis Juni 2014) erläuterte anstehende und vollzogene Modernisierungprojekte an Häusern seines ehemaligen Arbeitgebers, die er noch auf den Weg gebracht hat.

„Wichtig ist, dass wir für die Zukunft des Quartiers eine gute Durchmischung von bezahlbarem und höherwertigem Wohnraum hinbekommen“, so sein Tenor auf der Tour. Hinzu komme die Notwendigkeit, Wohnbereiche sowohl für Familien, als auch für Alleinstehende und Senioren sowie barrierefreies Wohnen vorzuhalten.

Dem Stadtteil-Laden an der Ennepestraße als Ausgangspunkt des Rundgangs ordnete Dieter Kraemer eine wichtige soziale Aufgabe als Treffpunkt und Beratungsstelle für die Menschen vor Ort zu.

Sein Fazit: „Hier geht es um ein nachhaltiges Quartiersmanagement. Das soll dem Bedürfnis der Menschen, möglichst lange im liebgewonnenen Wohnumfeld leben zu können, entgegenkommen. Dabei werden die Bewohner durch ehrenamtliche Projekte nachhaltig unterstützt. Für das Wohnungsunternehmen wiederum ist es notwendig, langfristig erfolgreich zu sein.“