Zehn Bochumer haben eine Genossenschaft gegründet, um an der Kronenstraße selbstbestimmt bis zum Lebensende leben zu können. Finanzielles Risiko
Ehrenfeld. Der Traum vom Einfamilienhaus: Alle in einer Reihe, jeder für sich – mit eigener Gartenschere und Rasenmäher für die paar Quadratmeter Grün. Das ist nicht Dirk Rottschäfers Traum: „Ich bin ein Fan davon, dass man sich Ressourcen teilt“, sagt er. Deshalb möchte er genossenschaftlich wohnen, selbstbestimmt und in Gemeinschaft mit Anderen. Wenn alles gut geht, verwirklicht sich dieser Traum an der Ehrenfelder Kronenstraße, auf dem Gelände des ehemaligen Stadtarchivs. Die Stadt Bochum hat das Grundstück zur Bebauung ausgeschrieben – Rottschäfer und seine Genossen nehmen an dem Wettbewerb teil. Jetzt informierte das Team „Krone Forum“ über seine Pläne im Kulturhaus Oskar.
Zunächst sollen dort barrierefreie und energiesparende Eigentums- und Mietwohnungen entstehen, erklärt Heike Böttcher, die in dem Projekt engagiert ist. Mit Investoren sei man schon im Gespräch. Dazu komme dann „wohnverträgliches Gewerbe“, also unter anderem eine Pflege- und Sozialstation. Die Idee: „Keiner soll altersbedingt das Quartier verlassen müssen“, sagt Böttcher.
Das Herzstück
Das Herzstück des Ganzen ist aber die Genossenschaft: Am 10. Mai diesen Jahres gegründet, will das bislang zehn Mann starke Team selber das Eigenkapital für insgesamt 20 bis 25 Wohnungen zusammenkriegen, die jeder dann gestalten kann – ohne sich nach den Ideen von Geldgebern zu richten. Dafür sucht das Team noch Interessierte, insgesamt 20 bis 25 – für jeden Genossenschaftler eine Wohnung.
Monatlich ist eine Nutzungsgebühr fällig
In Deutschland gibt es heute rund 2000 Baugenossenschaften mit insgesamt rund drei Millionen Mitgliedern.
Die rechtliche Situation ist ganz ähnlich wie beim Mietrecht: Monatlich ist eine Nutzungsgebühr zu leisten – im Falle von „Forum Krone“ wird über den Umfang noch gemeinschaftlich entschieden.
Einen Architekten hat das Team bereits beauftragt, und auch sonst schon viel Arbeit und Geld investiert – ein Risiko, da noch nicht sicher ist, ob das „Krone Forum“ den Zuschlag erhält. Rottschäfer ist es das aber wert: „Wir wollen so leben – und dafür muss man was tun“, sagt er. „Gemeinschaftliches wohnen geht nur, wenn alle gemeinsam entscheiden – deswegen die Genossenschaft.“
Wie viel der Einzelne zu zahlen hat, sei nicht genau festzulegen, erklärt er. Das sei abhängig von den Vorstellungen über die Wohnung und nicht zuletzt auch davon, wie viel man beisteuern kann. Interessenten können jeden zweiten und vierten Freitag im Monat zu den Genossenschaftstreffen im Seniorenbüro Mitte kommen – unverbindlich, wie das Kronen-Team betont. Die nächste Sitzung dort ist am 10. Juli.
Ob sich die Vision vom gemeinschaftlichen Wohnen – barrierefrei, selbstbestimmt und bis zum Lebensabend – verwirklichen kann, entscheidet sich im September. Dann gibt die Stadt Bochum den Zuschlag. Die Bauarbeiten könnten dann Anfang 2016 beginnen.