Hiltrop. . 1915 als modernste Schule eröffnet: Schon damals gab’s eigene Toiletten. Die Grundschule feiert ihren Geburtstag mit einem Zirkusprojekt.

Das große Zirkuszelt auf dem Schulhof lässt unschwer erkennen: Zum 100-jährigen Bestehen lädt die Frauenlobschule zum Spaß in der Manege ein. Sämtliche Schüler der Hiltroper Grundschule sind an den vier Zirkusvorstellungen beteiligt. „Das wird richtig schön“, verspricht Schulleiterin Petra Thiele. Ob als Clowns, als Akrobaten oder als Feuerschlucker: Gemeinsam mit Edgar Hedergott von der pädagogischen Initiative Unna haben sich die Kinder eine schwungvolle Show überlegt. Das Zelt stammt vom Zirkus Sperlich.

Ein Teil der Zirkusshow ist eine kleine Zeitreise – 100 Jahre zurück. Auf alten Schulmöbeln lassen sich die Kinder von einer strengen Direktorin mit Stock ermahnen, gespielt wird diese von Petra Thiele selbst. „Da haben mir schon einige Kinder gesagt, dass sie echt froh sind, in der heutigen Zeit zu leben“, sagt die Schulleiterin schmunzelnd. „Damals herrschte eine ganz andere Strenge.“

Über die Geschichte der Schule gibt es eine schön zu lesende Chronik, die in der Schulzeitung „Hereinspaziert“ erschienen ist. Darin erfährt man allerhand Wissenswertes: etwa dass die Schule (wie auch die gleichnamige Straße) nach dem Minnesänger Heinrich von Meißen (1250-1318) benannt wurde, der sich selbst den Künstlernamen „Frauenlob“ gab. Oder dass die Schule zunächst im heutigen Haus Hubbert an der Dietrich-Benking-Straße beheimatet war, um den Kindern den einstündigen (!) Fußmarsch nach Herne zu ersparen, wozu Hiltrop Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte. Lehrer Wilhelm Balster unterrichtete seine erste Klasse mit stolzen 103 Kindern. Ab 1887 entstand ein neues Gebäude an der Wieschestraße, wo heute ein Discounter zu finden ist.

Die heutige Frauenlobschule, die bis Ende 1991 Hiltroper Schule hieß, wurde am 1. April 1915 eingeweiht und galt damals als modernstes Schulhaus Bochums – sogar mit eigener Toilette und Waschgelegenheit, was damals als überaus fortschrittlich galt. Die Schule war unterteilt: in katholisch (Erdgeschoss) und evangelisch (erste Etage). Aula und Turnhalle gab es noch nicht.

Vier Zirkusvorstellungen an zwei Tagen

Die Zirkusvorstellungen finden statt am heutigen Freitag, 19. Juni, und Samstag, 20. Juni, jeweils 14 und 17 Uhr, auf dem Schulhof an der Frauenlobstraße 91.

Karten (Eintritt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro) gibt es noch an der Kasse. Nähere Informationen auch unter: Tel. 0234 / 86 50 25.

Während des Zweiten Weltkriegs stand die Schule lange leer und wurde 1943 geschlossen. Viele Schüler wurden mit ihren Eltern nach Pommern gebracht. Danach fanden sie ihre Schule in einem heruntergekommenen Zustand vor: Dach und Decken waren beschädigt. Im April 1946 konnte die Schule wiedereröffnet werden. Eine eigene Turnhalle bekam die Schule indes erst 1972.

Und heute? Da wird die Schule seit mittlerweile 13 Jahren von Petra Thiele geleitet. Das Zirkusprojekt „Sternenstaub“, das alle vier Jahre stattfindet, hat sie eingeführt, damit jeder Schüler einmal in den Genuss kommt, mitten in der Manege zu stehen. 285 Kinder zählt die Schule heute: „Über mangelnde Nachfrage können wir uns wirklich nicht beschweren“, sagt Thiele.

Am Freitagabend gibt es zum 100-jährigen Bestehen eine Feier mit Lehrern und Eltern. Die Schüler haben schon gefeiert: Da fuhr ein Eiswagen auf den Schulhof, und es gab einen Tag keine Hausaufgaben. „Da war die Freude natürlich am größten.“