Hofstede. . Gemeinde St. Nikolaus von Flüe ist stolz auf die Werke des verstorbenen Künstlers Gabriel Loire. Dessen Witwe besuchte jetzt das Hofsteder Gotteshaus.

Die neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche – eines der Wahrzeichen Berlins – und die Hofsteder Kirche St. Nikolaus von Flüe haben eines gemeinsam: sie besitzen zahlreiche Glasfenster des Künstlers Gabriel Loire aus Chatres, Frankreich. Diese lassen den Innenraum an beiden Orten – je nach Lichteinfall – in kräftigen Farben erstrahlen.

Witwe Annie Loire war nun 52 Jahre nach dem Einbau im Jahr 1963 in der Kirche zu Gast, um diese Fenster zu sehen. Für die Gemeinde und auch für sie selbst war dies ein besonderes Ereignis. „Ihr Mann hat dieser Kirche Licht, Farbe und Magie eingehaucht“, lobte Pastor Mihai Imbria in der Sonntagsmesse, als er die 84-Jährige und ihre Enkeltochter Veronique Peigné-Loire begrüßte.

Der Blick von außen bestätigt diesen Eindruck des Pastors. Der moderne, rot verklinkerte Betonbau der Kirche von 1955/56 (Ecke Dorstener/Poststraße) wirkt unscheinbar. Innen erwartet die Besucher ein ganz anderes Bild: das schummrige Kirchenschiff erstrahlt durch die Glasfenster in blau sowie immer wieder in Gelb- und Rottönen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die beiden Großfenster im Chorraum (etwa zehn mal zehn Meter) zum Thema „Erlösung des Menschen am Ende der Welt“ aus der Offenbarung des Johannes. Die große Rosette (ca. sechs Meter Durchmesser) auf der Orgelempore über dem Eingang – ebenfalls von Loire – ist das „biblische Kontrastprogramm“: Es verkündet die „Schöpfung der Welt“ mit zahlreichen Symbolen. Etwa „Sonne und Mond“ für Tag und Nacht oder „Fisch“ und „Zweig“ für die Entstehung von Erde und Wasser, aber auch von Tieren und Pflanzen. Der zweite Blick wird immer wieder belohnt.

Pastor Mihai Imbria erklärt bei einer Führung durch die Kirche die Fenster.
Pastor Mihai Imbria erklärt bei einer Führung durch die Kirche die Fenster. © FUNKE Foto Services

Loire gestaltete insgesamt 48 Fenster in der Hofsteder Kirche. Im Kirchenschiff sind das gläserne (Bild-)Geschichten zum Alten und Neuen Testament unter dem Dach sowie an den beiden Außenseiten der Kirchenbänke die 14 Stationen zum Kreuzweg. „Das Besondere hier ist, dass die Kreuzwegstationen in den Fenstern zu sehen sind und nicht auf Bildern“, erklärte Imbria bei der Kirchenführung nach der Messe. Etwa 20 Leute lauschten aufmerksam seinen Ausführungen.

Annie Loire zeigte sich begeistert vom Licht in der Kirche. „Blau war Gabriels Lieblingsfarbe, da sie für ihn sehr spirituell war“, erklärte sie. Einschränken musste sie jedoch: „Durch seine Aufträge weltweit damals, hat er – soweit ich weiß – nie sein fertiges Werk hier gesehen.“

Kirchenbesuch als Überraschung

Annie Loire war auf Einladung von Landschaftsarchitekt Markus Klüppel (Soest) in Deutschland. Beide kennen sich durch die deutsch-französische Franz-Stock-Gesellschaft. Beim Besuch überraschte Klüppel die Seniorin mit dem Kirchenbesuch in Bochum.

Künstler Gabriel Loire verwendete für die Glasfenster ein damals revolutionäres Verfahren, das er selbst entwickelte: Er nutzte farbiges Dickglas, das er in speziellen Systemkästen mit Beton ausgoss. Die Glaseinfassung bestand zuvor über Jahrhunderte stets aus Blei.

Die Fenster seien auch nicht so abstrakt, wie Loire damals oft arbeitete, so die Witwe weiter. Der Grund dafür fand sich schnell. „Unser damaliger Gemeinde- und Gründungspfarrer Karl-Friedrich May wollte die Kirche figural ausgestaltet haben“, erklärte Gemeindemitglied Monika Bormann. Dieser nahm auch Kontakt zu Gabriel Loire auf.

Der Einbau der in Beton eingefassten Fenster ging schnell über die Bühne, so die Jugenderinnerung von Peter Maleck (Pfarr-Caritas): „Das normales Glas vorher, war plötzlich durch diese bunten Fenster ersetzt.“ Der Senior will sie, ebenso wie Pastor Imbra und viele Gemeindemitglieder, nicht mehr missen.