Hiltrop. Projekt „Beziehungspflege mit Humor“ im Wichernhaus kommt bei Mitarbeitern und Senioren, auch Demenzkranken, gut an. Es wird viel gelacht
Seifenblasen fangen, Vogelstimmen erraten, alte Volkslieder singen und vor allem lachen: Das passiert, wenn die Clowns „Heidi“ (Arnika Ludwig) und „Schlattke“ (Holger Voss) im Alten- und Pflegeheim „Wichernhaus“ des Evangelischen Johanneswerks am Kolpingplatz auftauchen.
Seniorin Hedwig und ihre Freundinnen treffen die Clowns im Gemeinschaftsraum ihrer Etage. „Wie heißt Du denn?“, fragt die 94-Jährige aus Gerthe mit blitzenden Augen. „Schlattke“, antwortet der Clown mit rot-kariertem Hemd, gelbem Schlips, bunt-karierter Hose und Schlapphut. Er begrüßt Hedwig galant, beginnt charmant zu flirten und bietet seine „Mitmach“-Angebote an.
Beim „Spiel“ wechselt er sich mit „Heidi“ – Zöpfe, Dirndl mit Unterrock – ab. Auf ihrem Akkordeon intoniert sie etwa „Der Frühling kommt wieder“. Alle singen oder summen mit. Nach zehn Minuten ziehen die zwei weiter durch das Haus und lassen lachende Gesichter zurück.
Brigitte Schumann (Sozialer Dienst) begleitet sie. Denn: Die Clowns treffen nicht nur Leute auf den Fluren. Sie besuchen auch jene, die ihr Bett nicht mehr verlassen können. „Mit ihrer Art der Ansprache gelingt es ihnen, auch Senioren zu erreichen, die durch Demenz kaum noch auf ihre Umwelt reagieren“, erklärt Schumann.
Hausleiterin Anke Rother: „2014 startete unsere Geschäftsleitung in Bielefeld das Leuchtturmprojekt, Beziehungspflege mit Humor. Ideenträger und Finanzpartner ist die Stiftung „Humor Hilft Heilen“, die der Kabarettist Eckart von Hirschhausen ins Leben rief.
Finanzierung läuft bald aus
Das Leuchtturmprojekt „Beziehungspflege mit Humor“ wird vom Johanneswerk und der Stiftung „Humor Hilft Heilen“ nur über zwei Jahre (2014 und 2015) finanziert. Das Wichernhaus muss somit ab 2016 den Clownsbesuch von „Clownskontakt“ selbst finanzieren.
Hausleiterin Anke Rother sucht dringend Sponsoren, um das Projekt fortzusetzen. Kontakt: Telefon 891940.
„Heidi“ und „Schlattke“ sind Mitarbeiter des Herforder Vereins „Clownskontakt“, der im Auftrag beider Träger in die 34 Seniorenzentren des Johanneswerks in NRW kommen. „Sie schulen auch unsere Mitarbeiter“, so Rother weiter. Die beiden Clowns vermitteln Beobachtungsgabe und zeigen, wie Körpersprache bei den Bewohnern ankommt. Clownin „Heidi“: „Es geht um den Perspektivwechsel, wie die Bewohner die Mitarbeiter erleben, und um die Fähigkeit, sich in die Bedürfnisse der Senioren hineinzuversetzen.“
Zugleich zeigen die Clowns, wie mit Humor der berufliche Alltag entlastet wird. „Aus der anfänglichen Skepsis der Mitarbeiter, wie im Zirkus vorgeführt zu werden, wird schnell die Erfahrung, durch humorvolle Gesten und Antworten belastende Situationen mit unseren Bewohnern im gegenseitigen Wohlwollen lösbar zu machen“, erklärt Schumann. Die 100 Mitarbeiter im Wichernhaus nehmen inzwischen gerne die Schulungen wahr. Rother: „Es wird viel gelacht.“