Gerthe. . Horst Eckert stellt in der landesweiten Nacht der Bibliotheken in der Stadtteilbücherei Gerthe seinen neuen Krimi „Schattenboxer“ vor.

„Das Haus, Herr Eckert, das Sie in einem Ihrer Romane beschreiben, in dem eine ganze Familie abgeschlachtet wird, wissen Sie, welches ich meine? Da wohne ich!“ – Wenn Krimiautor Horst Eckert mit Lesungen aus seinen Romanen in unterschiedlichen Städten auftritt, wird manchem Besucher auch mal unheimlich. In diesem Fall war im Roman ein Haus mit vollständiger Adresse erwähnt worden. Stutzig wurde jener Leser aber erst bei einem der nächsten Sätze. „Herr Eckert, eines wollte ich aber doch noch fragen: Woher wussten Sie denn, dass mein Nachbar einen Volvo fährt…?“

Von dieser Begegnung erzählt Eckert amüsiert den rund 80 Besuchern der Stadtteilbücherei Gerthe. Gewusst habe er das natürlich nicht, fügt er hinzu. Aber er habe sich tatsächlich in der Gegend umgesehen, die er im Roman später beschreiben sollte. „Um sprechende Details zu finden“, wie er sagt. Der Volvo habe sehr gut in jene Wohngegend gepasst. Einfühlungsvermögen und eine genaue Beobachtung gehören eben zu einem guten Krimiautoren wie zu jedem guten Kriminalkommissar.

„Ich schildere die Dinge so, dass Sie glauben können, es könnte so gewesen sein“, sagt Ecker. Bei seinem aktuellen Thriller „Schattenboxer“ könnten die Leser meinen, es handele sich bei dem fiktiven Rolf-Werner Winneken um den realen Präsidenten der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder, der 1991 in Düsseldorf von einem Scharfschützen der RAF ermordet wurde.

Geschichten zu erfinden ist für Eckert der schönste Beruf der Welt

„Wenn die Staatsanwaltschaft nicht weiterkommt, kann ich meine Fantasie spielen lassen“, erklärt Eckert das Zusammenspiel von Fiktion und Realität. Überhaupt sei Geschichten zu erfinden der schönste Beruf, den er sich vorstellen könne.

Hauptfigur Vincent Che Veih ist ihm ans Herz gewachsen

Die Hauptfigur, der Düsseldorfer Kriminalhauptkommissar Vincent Che Veih, war Eckert in seinem vorherigen Roman „Schwarzlicht“ so sehr ans Herz gewachsen, dass er sie in „Schattenboxer“ wieder eine Hauptrolle spielen lässt. Diesmal wird die Nichte seines Kollegen brutal ermordet, eine weitere Frau verschwindet. Ein alter Mordfall wird aufgerollt – in den Veihs eigene Mutter, eine frühere RAF-Aktivistin, offenbar verstrickt ist.

„Keine Angst, ich bin harmlos. Aber ich lüge wie gedruckt“

„Unglaublich spannend“ findet Hildegard Schröter aus Wattenscheid Eckerts Romane. Vor allem die politischen Verflechtungen gefallen ihr. „Sprengkraft“ hat sie vor einigen Jahren gelesen. „Der war großartig! Jetzt bin ich gespannt auf das neue Buch.“ In der Pause lässt sich die Rentnerin vom Autor ihr Exemplar signieren.

Wahl-Düsseldorfer ist seit 20 Jahren Krimiautor

1959 in der Oberpfalz geboren, lebt der ehemalige Fernsehjournalist Horst Eckert seit 28 Jahren in Düsseldorf, seit 20 Jahren arbeitet er als Krimiautor. „Schattenboxer“ ist Eckerts 13. Roman – und nach „Schwarzlicht“ der zweite Fall für den Düsseldorfer Ermittler Vincent Veih.

Organisiert wurde der Leseabend durch „Erlesen“, den Förderverein der Schul- und Stadtteilbücherei Gerthe.

Zum Lesen hat Eckert sich ein kleines Licht auf den Tisch gestellt, das sein Gesicht von unten erleuchtet und dunkle Schatten wirft. „Keine Angst, ich bin harmlos“, beruhigt er die Zuhörer. „Ich lüge nur wie gedruckt.“ Während er mit besonnener Stimme liest, herrscht gespannte Stille im Saal. Nur manchmal platzt ein lautes, erleichterndes Lachen aus den Zuschauern heraus. Eckert freut sich, dass so viele Besucher nach Gerthe gekommen sind, um in der „Nacht der Bibliotheken“ seinen erst vor wenigen Tagen erschienen Thriller kennenzulernen. „Wenn so viele zusammen sitzen, sind die Reaktionen viel spontaner. Das ist für mich als Autor natürlich großartig.“

Kompliment für das Engagement des Bücherei-Fördervereins

Beeindruckt ist er von dem Engagement des Fördervereins der Bücherei. „Was die hier auf die Beine stellen, ist wirklich bemerkenswert. Eine tolle Atmosphäre haben sie geschaffen.“