Das Thema Rückenschmerzen zog gewaltig: Rund 400 Besucherinnen und Besucher drängten beim zweiten Nachtforum in die Cafeteria des Knappschaftskrankenhauses.
Experten gaben interessante und informative Einblicke in die Behandlungsmethoden bei Rückenschmerzen. „Das Kreuz mit dem Kreuz" war das vielsagende Motto. "Ich bin überwältigt und erfreut, dass wir ein so großes Interesse gefunden haben," begrüßte Werner Conrad, WAZ-Redaktionsleiter Bochum, herzlich das Publikum und stellte an den Beginn seiner Moderation eine einfache Frage: "Wer von Ihnen hatte noch nie Rückenschmerzen?" - Da sah man nur drei, vier erhobene Hände aus der Menge ragen. Schlagartig wurde klar, warum so viele gekommen waren. Denn Kreuzschmerzen sind eine Volkskrankheit, 35 Prozent der Bevölkerung leiden länger daran - und nicht jeder erregt damit so viel Heiterkeit wie Hape Kerkeling, wenn er als "Reporter Horst Schlämmer" seufzt: "Isch habe Rücken." "Du sollst dich bewegen!" - Vorbeugungsregel Nummer 1, um die Wirbelsäule fit zu halten, riet Dr. Theodoros Theodoridis von der Viktoria Klinik Bochum. Er gründete mit Prof. Jürgen Krämer das Institut für Wirbelsäulenforschung an der Ruhr-Uni. Wie Bandscheiben verschleißen, demonstrierte er mit Bildern direkt von der Quelle der Qualen: Da sah man, wie Bandscheiben mangels Flüssigkeit rissig werden (nach zuwenig Bewegung) oder wie ein Bandscheibenvorfall übel herausquillt aus der Wirbelanordnung. Theodoridis zählte auf, welche Therapien in Betracht kommen. "Wenn konservative Methoden nicht helfen, muss der Operateur her," fasste Conrad zusammen. Das war das Stichwort für Prof. Dr. Albrecht Harders, Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Knappschaftskrankenhaus Langendreer. Schon 1761 wurde die "Enge in Wirbelsäulen"in der Medizin beschrieben, erzählte er. 1908 gab es die erste Bandscheibenoperation. Heute gelte zunächst: "Für jeden Schmerz sucht man die adäquate Behandlung." Um zu entscheiden, welcher Eingriff (Spritzen oder OP) geboten sei, müsse nach Auswertung der CT-Untersuchungsbilder entschieden werden. Man versuche den Eingriff "so minimalinvasiv zu machen wie möglich", etwa bei einer Wirbelsäulen-Kanal-Enge (Spinale Stenose). Harders warnte vor vollmundigen Katheter-Methoden-Anzeigen, sprach auch Bandscheibenprothesen an: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen." 86 Prozent der Patienten seien nach der OP mit dem Ergebnis zufrieden. Einer der Zuhörer zählte nicht dazu. Er klagte über Lähmungen (linker Arm und Stimmbänder) nach der OP. Der Professor machte ihm wenig Hoffnung, gab ihm aber später einen Termin. Eine andere Patientin freute sich, dass die "irrsinnigen Schmerzen" nach der OP vorbei waren. Bevor der Abend mit Bratwurst und Getränken ausklang, berichtete Prof. Dr. Monika Hasenbring, Leiterin der Abteilung Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Ruhr-Uni, wie Alltagsstress und Konflikte die muskuläre Spannung im Rücken erhöhen und Schmerzen auslösen können. Sie verwies auf Studien, die belegen, wie sehr eine psychologische Zusatztherapie vor und nach der OP den Heilungsprozess fördere.