Weitmar. . Und wie sieht ein glücklicher Lebensabend aus? Rund 30 Damen der Frauenhilfe Weitmar-Mark machen sich Gedanken über das Älterwerden. Dabei entwickelt sich eine lebhafte, bisweilen nachdenkliche Diskussion.

Wer Glück hat, kann heutzutage sehr alt werden. Über verschiedene Aspekte des Lebensabends dachten jetzt rund 30 Mitglieder der Frauenhilfe Weitmar-Mark nach. Als Referentin war Pfarrerin Eva-Maria Ranft (55) vom Frauenreferat des Evangelischen Kirchenkreises im Gemeindezentrum an der Karl-Friedrich-Straße zu Gast.

Zu Recht kommen bei den Frauen in der Altersgruppe zwischen 70 und 90 Jahren Zweifel auf, ob die noch relativ junge Pfarrerin ihnen überhaupt etwas über das Alter erzählen kann. Teilnehmerin Luise Boas (76) ist gespannt: „Frau Ranft macht das immer sehr interessant. Sie allein ist ein Magnet“, lobt sie die Referentin.

Ranft erzählt die Bibelgeschichte von Simeon und Hanna, zwei alten Menschen: Diese treffen Josef und Maria, als sie mit Jesus in den Tempel zur Weihe kommen.

Simeon und Hanna sind begeistert von dem Kind. Hanna, die 83 Jahre zählt, verkündet fortan überall von der Herrlichkeit Jesus. Und Simeon, der Jesus als Heiland erkennt, findet seinen Frieden durch ihn.

„In Zeitschriften werden oft nur junge Frauen gezeigt“

Die Geschichte zeige, dass ältere Menschen einen besonderen Blick haben, der das Kind unverstellt als Geschenk Gottes begreift. Auch viele Großeltern hätten diese Gabe, erläutert Ranft. „Die zwei alten Menschen sind die ersten, die Gottes Botschaft verkünden“, beendet die Pfarrerin. „Toll!“ ruft eine Zuhörerin.

Die mangelnden Jahre Lebenserfahrung glich die Pfarrerin mit dem Buch „Wo ist denn meine Brille?“ aus, in dem die befreundeten Journalistinnen Anne Biegel und Heleen Swildens sich im Alter zwischen 70 und 80 Jahren in Briefen über das Älterwerden austauschen. In einer Textpassage von Swildens heißt es, dass die Gesellschaft ihr zurufe, nur die Jugend sei lebenswert. Sie appelliert an ihre Freundin: „Den eigenen Wert sollten wir uns von niemandem abschwatzen lassen!“

Auf die Frage der Pfarrerin, wie es bei den Damen stehe mit dem Stand in der Gesellschaft, ob sie sich respektiert und wahrgenommen fühlen, folgen viele positive Antworten. „Ich habe mich überall immer respektiert gefühlt“, reagiert eine zierliche Frau spontan. „Bei Mode in Zeitschriften werden oft nur junge Frauen gezeigt, als ob ältere Frauen sich nicht gut kleiden möchten“, merkt eine andere wiederum an. „Wir können im Sack gehen“, erwidert die zierliche Frau schmunzelnd.

Wie ein Fenster zur Welt

Weniger selbstsicher wirken die Damen beim Thema technischer Fortschritt. Pfarrerin Ranft ermutigt die Frauen, die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Ihre Mutter könne nicht mehr gut laufen und hat einen Computer, berichtet sie: „Für sie ist er wie ein Fenster zur Welt.“. Die körperliche Kraft lässt nach, das kennen die meisten hier. Dabei nimmt die Vergesslichkeit zu. Beides zusammen sei manchmal anstrengend, so der Tenor an diesem Nachmittag.

Bei dem Thema Tod ist die Pfarrerin aus Erfahrung vorsichtig, erklärt sie noch vor der Veranstaltung. Häufig sei es so, dass die Frauen darüber gar nicht gerne reden möchten, erläutert sie. Die Frage nach Gedanken zum Tod beantwortet Luise Boas dann auch eher dem Leben zugewandt „Mit Melancholie hatte ich nie viel am Hut. Aber man kommt schon an seine Grenzen“, meint sie. „Mein Mann und ich fahren jetzt erst einmal zur Kur.“

Die Frauenhilfe Weitmar-Mark trifft sich alle 14 Tage mittwochs von 15 bis 17 Uhr im Gemeindezentrum Weitmar-Mark, Karl-Friedrich-Straße 65a. Auf dem Programm steht neben einer kleinen Andacht, Liedern und Kaffeetrinken immer interessanten Themen (etwa Schüssler Salze, Frauen in Malaysia oder Grimms Märchen). Am Mittwoch, 27. Juni, plant die Frauenhilfe einen Ausflug zu einer historischen Fabrikanlage nahe Iserlohn. Abfahrt: 9 Uhr. Nähere Informationen bei Anne Hülsmeier: Tel. 0234/47 67 49.