Dahlhausen. Schrecksekunde im Eisenbahnmuseum: Verletzte werden mit Klapptragen aus einem Zug geborgen! Doch gottlob ist dies nur eine Übung. Mitglieder der Freuiwilligen Feuerwehr trainieren den Ernstfall – und am Ende wird gemeinsam gegrillt.
„Wer möchte sich retten lassen? Freiwillige vor!“ Feuerwehrmann Stefan Nowak schickt gut gelaunt einen Mitmach-Appell in die Versammlung. Die Runde besteht aus den rund 30 Teilnehmern des Seminars „Notfallmedizin 2012“. Doch heute gibt es keinen Hörsaalvortrag in der Uni oder im St. Josef-Hospital. „Heute gibt es was zu gucken!“ Beim Praxistag im Eisenbahnmuseum.
Die Aktion findet unter der Federführung der Freiwilligen Feuerwehr statt. 15 Mitglieder der Löscheinheit Dahlhausen stehen bereit, um den Notärzten aus verschiedenen Häusern, den Mitarbeitern des Arbeiter Samariter Bundes und des Deutschen Roten Kreuzes zu demonstrieren, „welche Schwierigkeiten und Gefahren“, wie Nowak referiert, „bei der Verletztenrettung im Falle eines Zugunglücks zu berücksichtigen sind“. Ein BM-Abteilwagen aus den 1970-er Jahren, den das Museum speziell für die Übung entliehen hat, bildet den realistischen Übungsort für die Simulation.
Dazu Marc Grollmann, Pressesprecher der Stiftung Eisenbahnmuseum: „Unser Museum hat sich der Dampflok-Ära verschrieben. Entsprechend haben wir keine zeitgenössischen Züge hier.“
Die Zusammenarbeit von Feuerwehr und medizinischen Notfallhelfern hat bereits Tradition, genauso wie „der besondere Ort der Übung“. Die Praxisübung fand in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal statt. Schauplätze waren bereits das Bergbaumuseum, wo eine Höhenrettung simuliert wurde. Und 2011 war es die Jahrhunderthalle, wo ein Rettungshubschrauber zum Einsatz kam.
„Wir bummeln nicht!“
Im Eisenbahnmuseum sollen die Seminarteilnehmer miterleben, wie eine verletzte Person aus einem still stehenden Zug gerettet werden kann. Nowak sucht noch einen Freiwilligen. Da, ein Handzeichen. Notarzt Detlev Cramer stellt sich als „Rettungs-Dummy“ zur Verfügung. Grinsend klettert er ins Zugabteil, drinnen geht ein Blitzlichtgewitter der Fotografen los. Draußen hört und sieht man zunächst nichts. Nowak: „Wir bummeln nicht! Hier wird klar, dass die Rettung von Verletzten aus einem Zugabteil heraus mal nicht eben schnell gemacht ist.“
Nach sechs Minuten wird die Klapptrage mit dem 52-jährigen Cramer sichtbar. Er war zunächst im engen Gang im Bergetuch transportiert worden und dann umgebettet worden. Als nächstes lassen sich dann Feuerwehrleute retten: Einmal im Schleifkorb, der sich auch aufrecht hinstellen lässt, weshalb dieses Mal keine Umbettung nötig ist. Und in der dritten Runde gibt es, so Nowak, „ein erweitertes Rettungsszenario“. Eine Bühne wird gebaut, und ein modernes wirbelsäulenschonendes „Spineboard“ wird durchs Fenster gereicht.
Zum Schluss wundert sich ein fünfjähriger Junge: „Papa, das ist doch ein Feuerwehrwagen mit Blaulicht! Wieso holen die da Würstchen und Bier heraus?“ Antwort: Weil Feuerwehr und Rettungskräfte nach der gelungenen Vorführung beim Grillen ihre Erfahrungen austauschten.