Weitmar. . Beim DRK an der Holtbrügge können ältere Menschen ganz zwanglos zur Tagespflege kommen. Das hat viele Vorteile

„Hätte ich doch schon früher von diesem Angebot gehört!“ Ingrid Wondzinski (65) blickt ins Leere und schüttelt den Kopf. „Ich saß so oft allein zu Hause und habe dabei viel zu viel Alkohol getrunken.“

Die Bochumer Seniorin ist dankbar, dass sich ihre Situation so zum Guten gewendet hat. Sie ist mittlerweile regelmäßig zu Gast in den Räumlichkeiten des DRK an der Holtbrügge, wo im Jahr 1995 eine Tagespflege für Senioren eingerichtet wurde.

Hier ist Ingrid Wondzinski auch am heutigen Nachmittag anzutreffen. Gerade sitzt sie am Kaffeetisch gemeinsam mit anderen Tagespflegegästen, mit denen sie im Laufe der Jahre gute Bekanntschaft geschlossen hat.

Heute gibt es etwas zu feiern: Ingrid Wondzinski ist auf den Tag genau seit zehn Jahren „Stammgast“ der Einrichtung. Und dies wird feierlich gewürdigt mit einem Blumenstrauß.

Doch von dieser Überraschung weiß Ingrid Wondzinski noch nichts, die Blumen wird sie gleich bei der Nachmittagsgymnastikrunde erhalten – überreicht von Altenpflegekraft Kerstin Riedel. Auch Sophie Oesterdickhoff (88), die bei ihrer Tochter lebt, und seit elf Jahren Tagespflegegast ist, wird dann Blümchen als Dankeschön erhalten.

Susanne Behr, Sozialpädagogin und Leiterin der DRK-Tagespflegestation, sitzt nun mit am Kaffeetisch. „Dass Frau Wondzinski und Frau Oesterdickhoff jetzt schon so viele Jahre zu uns kommen, zeigt uns, dass wir unsere Arbeit gut machen“, meint sie lächelnd.

Ein Mittelweg

Da hat sie wohl Recht. Schließlich ist jeder der derzeit 18 Tagespflegegäste freiwillig hier. Freiwillig an den Wochentagen, die sie sich dafür ausgesucht haben. Und wenn einer der Senioren mal einen „schlechten Tag“ hat oder ins Krankenhaus muss, wird beim DRK angerufen: „Heute komme ich nicht.“ Dieses Konzept, frei wählen zu können zwischen „in Ruhe zu Hause“ und „Tagespflegegemeinschaft“, kommt bei den Senioren gut an. Die Tagespflege ist ein Mittelweg zwischen der ambulanten Versorgung zu Hause, durch Angehörige oder Pflegedienste, und dem dauerhaften Aufenthalt in einem Senioren- oder Pflegeheim. Neben der DRK-Tagespflegestation in Weitmar gibt es in Bochum laut Einrichtungsleiterin Susanne Behr noch vier weitere Einrichtungen dieser Art. „In privater Trägerschaft, von der AWO, der Caritas und der Inneren Mission“, zählt Behr auf.

Das DRK-Tagespflegeangebot in Weitmar sei in Bochum jedoch „die älteste und größte Einrichtung“, wie Susanne Behr anmerkt. Problematisch sei, dass viele Senioren von dieser „Zwischenstufe“ der Seniorenpflege, die so viele Vorteile bietet, noch gar nichts wissen. Durch den Besuch der Tagespflege bleibt das soziale Umfeld erhalten, Heimunterbringungen werden vermieden oder zumindest hinausgezögert, und Angehörige erfahren Entlastung.

Eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse erfolgt bei einer anerkannten Pflegebedürftigkeit. Die Höhe der Kostenübernahme für die Tagespflege richtet sich dann nach der jeweiligen Pflegestufe. In einigen Fällen springt auch das Sozialamt ein und hilft bei der Finanzierung. Susanne Behr wirbt für ihre Einrichtung: „Wir haben noch Plätze frei.“

Tagespflegegast Elisabeth Rheker (85) ist überzeugt von dieser Form der Seniorenbetreuung: „Ich bin froh, dass meine Tochter mich hier vor zwei Jahren angemeldet hat.“, erzählt sie begeistert. „In Gemeinschaft mit anderen zu sein, ist immer schöner, als ganz alleine zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen.“