Linden. Die beiden Krankenhäuser im Stadtteil suchen wieder ehrenamtliche Unterstützung als Gesellschaft für Patienten
Ins Krankenhaus geht keiner gern. Erst recht nicht über Weihnachten. „Die meisten Menschen empfinden einen Krankenhausaufenthalt ohnehin als schweren Einschnitt in das gewohnte Leben“, sagt Antje Streithof-Menzler. Aber zum Fest der Feste werde das natürlich als noch schlimmer empfunden: Im Krankenhausbett statt im Kreise von Familie und Freunden.
Streithof-Menzler ist Seelsorgerin an der Augusta-Kranken-Anstalt in Linden und setzt sich aktuell wieder verstärkt dafür ein, den Besuchsdienst des Hauses mit neuen, engagierten Kräften zu verstärken. Unterstützt wird sie dabei von ihrer katholischen Kollegin Gabriele Hahner, die seit diesem Jahr als Gemeindereferentin in Liebfrauen auch für die Seelsorge im benachbarten Helios St. Josefs-Hospital zuständig ist.
„Besuch haben alle Patienten gern“, sagt Dr. Olaf Hagen, Chefarzt der Geriatrischen Klinik am Augusta, „und Besuch ist bekanntermaßen auch sehr hilfreich für die Genesung.“ Es sei aber in der Tat so, dass manche Menschen leider keinen Besuch bekommen. „Das sind zum Beispiel all diejenigen, die keine Angehörigen mehr haben.“ Wer Freunde hat, die selbst auch schon alt und nur noch sehr wenig mobil sind, wird ebenfalls über einen Mangel an Besuch klagen.
Dabei ist es natürlich in jeder Lebenslage wichtig, mit jemandem über das, was einen beschäftigt, zu reden. Und das gilt freilich vor allem bei einem Krankenhaus-Aufenthalt, den nicht nur Senioren als Ausnahmesituation empfinden - auch wenn die Stationen und das Haus gerade rund um Weihnachten und den Jahreswechsel festlich-freundlich geschmückt sind.
Streithof-Menzler und ihre Kollegin Hahner wissen natürlich um die Sorgen der Menschen, die nicht das Glück haben, über die Feiertage nach Hause entlassen zu werden. „Es ist manchmal schon traurig“, erzählen die erfahrenen Seelsorgerinnen. „Oft sind die Kinder äußerst beschäftigt oder sogar mit den anderen Familienmitgliedern im Weihnachtsurlaub.“ Die Menschen benötigen noch mehr Zuspruch.
Dabei versuchen die beiden Krankenhäuser natürlich, so viele Menschen wie möglich noch vor dem Fest wieder nach Hause zu entlassen. „Der eine oder andere kommt auch zu uns, in die benachbarte Kurzzeitpflege des Augusta“, fügt Dr. Thomas Hulisz an, der diese Einrichtung und die Ambulanten Dienste Augusta leitet. „Dort geht es familiärer zu.“
Die Aufgabe des zu verstärkenden Besuchsdienstes besteht über das ganze Jahr darin, den Kranken Gesellschaft zu leisten, ein offenes Ohr für ihre Sorgen zu haben, menschliche Begegnungen zu ermöglichen und eventuell kleinere Hilfestellungen zu geben. „Wer sich für ehrenamtliche Mitarbeit entscheidet“, sagt die Antje Streithof-Menzler, „der entscheidet sich auch für neue Lebenserfahrungen, für die Freude an der Mitarbeit im Team des Besuchsdienstes - und auch für Selbsterfahrung. Denn durch diese neue Aufgabe entdecken die freiwilligen Helfer manchmal Fähigkeiten an sich, die sie vorher noch nicht kannten.“
„Es wäre schön, wenn wir Menschen fänden“, ergänzt Gabriele Hahner, „die unsere Patienten an einem Vor- oder Nachmittag in der Woche besuchen könnten.“ In diesem wertvollen Dienst für andere werde man oft selbst durch das entgegengebrachte Vertrauen, mit einem ein Lächeln oder einem Dankeschön reichlich beschenkt. Und das gelte nicht nur für die emotional befrachtete Zeit um Weihnachten. Menschen, die sich für den Besuchsdienst interessieren, sollten sich über die Feiertage Gedanken machen, wie sie im kommenden Jahr Gutes tun könnten. „Es hilft schon, wenn sie den Patienten zum Beispiel Geschichten vorlesen und dabei ein offenes Ohr haben.“ Wenn jeden Tag in jedem der beiden Krankenhäuser ein Ehrenamtlicher zur Verfügung stünde, so Streithof-Menzler, „wäre das eine tolle Sache.“