Linden. Jüdisches Leben in Linden als Thema für Arbeitsgemeinschaft der TKS. Unterstützung von Naturfreunden und SPD

Vor einiger Zeit hatten die Naturfreunde Linden-Dahlhausen und die Lindener SPD Pfarrer i.R. Dr. Manfred Keller eingeladen, um sein Buch „So viel Aufbruch war nie“ vorzustellen. In der Veröffentlichung des Evangelischen Forums Westfalen geht es um die Entwicklung jüdischer Gemeinden in der Region, die neuen Synagogen und die sich daraus ergebenden Chancen für Integration und Dialog.

In der sehr lebendigen Diskussion stand auch das Leben und Wirken der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Linden im Blickpunkt. Es zeigte sich unter den über 70 Teilnehmer ein sehr großes Interesse, die Geschichte der jüdischen Familien, die hier vor der Reichskristallnacht lebten, aufzuarbeiten, um sie dokumentarisch lebendig werden zu lassen und den späteren Generationen zu erhalten.

Vor allem die Naturfreunde unter ihrem Vorsitzenden Jochen Hopmann und die Lindener SPD mit ihrem Vorsitzenden Marco Versen und Bezirksvertreter Marc Gräf nahmen sich intensiv des Themas an. Obwohl schon Einiges am Material zusammen getragen worden ist, wollten sie vor allem die jüngere Generation einladen, noch einmal einen Blick in die Vergangeheit zu werfen und die Geschichte der Lindener jüdischen Gemeinde lebendig werden zu lassen.

In einem Gespräch mit dem Leiter der TKS, Bernhard Arens, selbst gebürtiger Lindener, konnten sie das Gymnasium für dieses Anliegen gewinnen. Es hat sich an der Schule unter Studienrätin Yvonne Plonka ein Projektkurs der Jahrgangsstufe 12 aus 17 Schülerinnen und Schülern gebildet, der sich ein ganzes Jahr speziell dieses Themas annehmen will.

Im Haus der Naturfreunde kam es jetzt zu einer ersten Begegnung, an der neben Yvonne Plonka auch die meisten Mitglieder des neuen Projektkurses teilnahmen. Jochen Hopmann konnte auch den Leiter des Bochumer Stadtarchives, Andreas Halwer, begrüßen, der ebenso wie sein Hattinger Kollege Thomas Weiß den Kurs beraten wird. Aber auch der Leiter des VHS-Kurses über die Linden-Dahlhauser Stadtteilgeschichte, Walter Gantenberg, verfügt über ein gutes Archiv. Vielleicht leben auch noch ältere Mitbürger, die noch über Wissen aus der Leidenszeit der Lindener Juden verfügen.

Sie gehörten damals zur Gemeinde Hattingen. In Zusammenarbeit mit den Bochumer und Hattinger Archivaren konnten nach den Feststellungen von Andreas Halwer 77 Namen aus Linden zusammen getragen werden. Teilweise ist bekannt, was in der Pogromnacht in Linden geschah, wie die jüdischen Mitbürger reagierten, was die NS-Schergen gegen sie unternahmen, was aus ihrem Besitz wurde, ob ihnen die Flucht gelang, wo sie Unterschlupf fanden oder ob sie im Holocaust Opfer der Shoa wurden.

In Linden erinnern schon zwei Stolpersteine an die Familien Adler und Röttgen. Auch die Lippers mit ihrem weit über Linden hinaus bekannten Kleidergeschäft auf der Hattinger Straße 817-819 sind bis heute für ihre soziale Einstellung bekannt.

Dieser umfangreichen Geschichte will sich der Projektkurs nun annehmen. Dabei geht es nicht nur um die Menschen, sondern auch um die Häuser in denen sie hier wohnten und ihre Kontakte nach 1945. Und es gab nicht nur Opfer, sondern auch Täter, die in Linden wohnten. Yvonne Plonka weiß, dass ein gewaltiges Stück Arbeit vor ihr und dem Projektkurs liegt. Jochen Hopmann stellt dazu die Räumlichkeiten im Naturfreunde-Treff zur Verfügung und wird auch das Projekt finanziell mittragen. Bezirksvertreter Marc Gräf konnte mitteilen, dass Mitglieder der Lindener Werbegemeinschaft ihre Schaufenster zur Präsentation von Materialien zur Verfügung stellen wollen. Außerdem wollen Naturfreunde und SPD das besondere Stück Lindener Geschichte nach Abschluss auch in Buchform zu veröffentlichen.

Auch über eine besondere Form des Gedenkens an die Lindener Opfer der Shoa soll dann gesprochen werden, eine künstlerisch gestaltete Variante zu den beiden Bochumer Stelen und den Stolpersteinen, um die Bedeutung für den Ortsteil zu unterstreichen.