Dahlhausen. . Pädagogik-Grundkurs der TKS in der Justizvollzugsanstalt Bochum: Gesprächsrunde mit Insassen
Das war schon länger ein Wunsch des Pädagogik-Grundkurses der Theodor-Körner-Schule: nicht nur lesen, wie es in einer Justizvollzugsanstalt aussieht, sondern das Gebäude und die Atmosphäre erleben. Auf dem Plan standen dann tatsächlich eine Führung durch das Gelände an der Krümmede, eine Besichtigung der Schreinerwerkstatt sowie eine Gesprächsrunde mit Häftlingen.
Ein Angestellter der JVA Bochum führte die Gruppe über das Gelände und erklärte ihnen die Tagesabläufe der Häftlinge und der Justizvollzugsbeamten. Die Schüler waren überrascht, wie durchstrukturiert dieser ist. Jeder Gefangene übernimmt Aufgabenbereiche. Ziel ist es, die Gefangenen möglichst gut zu resozialisieren.
Die Häftlinge haben einen eigenen Bereich, in dem sie kochen und essen können, und sind für diesen Bereich selbst verantwortlich. Täglich haben sie eine Stunde Ausgang, den sie sich in einem abgegrenzten Bereich an der frischen Luft verbringen können. Bis zu 20 Stunden verbringen viele jedoch in ihren Zellen.
Schwerpunkt der Führung war der Bereich, in dem Häftlinge untergebracht sind, die gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen haben, deren Delikte Folgen ihrer Drogenabhängigkeit sind und die in eine Therapiegruppe aufgenommen wurden. Dieser Bereich unterscheidet sich deutlich vom anderen Gefängnisteil. So ist er abgegrenzt, um den Bewohnern den Drogenkonsum zu erschweren. Alle hier untergebrachten Häftlinge nehmen freiwillig an einer Therapie teil, wofür sie sich vorab bewerben mussten. Ziel ist die Entwicklung neuer sozialer Strukturen und die Vorbereitung auf eine Drogentherapie im Anschluss an den Gefängnisaufenthalt.
Ein besonderes Erlebnis war die Gesprächsrunde mit den Insassen. Anfängliche Berührungsängste wurden insbesondere durch die sehr aufgeschlossene Haltung der Häftlinge schnell beseitigt. Es entwickelte sich ein sehr persönliches und emotionales Gespräch. Offen berichteten die Häftlinge von ihren Straftaten und ihrer familiären Situation, die oftmals eng in Verbindung zueinander stehen. Dieses Gespräch baute bei den Besuchern schnell Vorurteile ab und führte zu einer Erweiterung ihres Blickfeldes. Das Bild von einem Häftling, dem es im Gefängnis besser geht als „auf der Straße“, verschwand schnell. Ein Satz ist allen in Erinnerung geblieben: „Das Schlimmste ist von den Menschen getrennt zu sein, die man liebt. Da hilft auch kein Flachbildschirm!“ Einige Bewohner des Therapietrakts sind mal für ein Wochenende bei ihren Eltern gewesen. Diese Möglichkeit ist Teil der Therapie und nur denen vorbehalten, die sich vorher als geeignet erwiesen haben.
Alle Sträflinge hatten eins gemeinsam: Sie wurden entweder in ihrer Kindheit misshandelt oder vernachlässigt. Bei vielen waren auch bereits die Eltern drogenabhängig. Beeindruckend formulierte das einer der Bewohner: „Ihr habt Glück gehabt mit euren Eltern, die haben euch in den Arm genommen und haben sich um euch gekümmert, wenn ihr ein Problem hattet. Wir hatten niemanden, der uns geholfen hat. Wir haben höchstens den Rat bekommen: Nimm die Fäuste, wehr dich, sonst sind wir allein gelassen worden. Deshalb haben wir unsere Probleme mit Drogen zugekleistert. Wir hatten von Anfang an keine Chance.“