Dahlhausen. Zeugnisausgabe an der Theodor-Körner-Schule unter dem Motto „Abi ist watching you“

Selbst die Aula der Theodor-Körner-Schule ist für manche Veranstaltung einfach zu klein: Zur Überreichung der Zeugnisse an 103 Abiturientinnen und Abiturienten waren über 500 Menschen gekommen. Schulleiter Bernhard Arens freute sich besonders, dass diesmal 20 Seiteneinsteiger dabei waren. Viele von ihnen kamen aus der Nachbarstadt Hattingen, unter ihnen sogar ein Hauptschüler. Auch im neuen Schuljahr wird die TKS mit 124 Sextanern in vier Klassen gehen.

Für die richtige Einstimmung hatte die Abistufe schon mit ihrem vertonten Motto „Abi is watching you – 13 Jahre Angst und Bange“ gesorgt, für Arens eine Herausforderung. Er stieß auch auf George Orwels bekannten Roman „1984“. Die Hauptfigur, Winston Smith, arbeitet im „Ministerium für Wahrheit“ in London. Er spürt ständige Überwachung, Angst und Mangel an persönlichen Beziehungen. Und ein wenig ernsthaft stellte der Schulleiter fest, dass man so etwas an der TKS nicht erlebe. Durch soziale Netzwerke wie facebook sei durch die Anonymisierung das menschliche Miteinander bis hin zum Internetmobbing viel mehr gefährdet.

Arens lobte vielmehr die stets offene Atmosphäre an der TKS. „Wir waren immer bemüht, dass ihr möglichst viel voneinander erfahren habt, um euch besser zu verstehen. Freundschaften konnten sich entwickeln, weil man im persönlichen Miteinander etwas voneinander erfuhr, nicht weil man Belanglosigkeiten anonymisiert austauschte wie bei facebook.“ Der Schulleiter legte Wert auf die Feststellung, dass die TKS ein Haus des Lebens und des Lernens sei, in dem man auch in den vergangenen neun Jahren viele Sozialkompetenzen für ein menschliches Miteinander erwerben konnte, ohne dass die Wissensvermittlung dabei zu kurz gekommen sei.

Vier Fragen, die er sich jeden Morgen stelle, wollte er jungen Menschen für ihren weiteren Lebensweg mit geben: „Wem kann ich heute eine Freude bereiten? Wem ist ein Missgeschick passiert, wem kann ich helfen? Zu wem kann ich heute besonders freundlich sein? Wer braucht heute ein Wort der Anerkennung und des Lobes?“ Arens: „Es sind eben oft die kleinen Gesten, die eine große Wirkung haben und solche kleinen Oasen der Menschlichkeit entstehen lassen. Das wird nicht immer leicht sein, darin scheint mir aber der einzig richtige Weg zu bestehen. Je mehr wir dazu beitragen und diese Oasen gründen, desto weniger haben Egoismus und Aggressionen eine Chance, und der Traum einer menschlichen Welt kann wahr werden.“

Stufenleiterin Silvia Bange gab in ihren Worten „Zum Abschied“ einen Rückblick auf die vergangenen Jahre. Sie ließ alle Wege, die man miteinander gegangen war, noch einmal lebendig werden: Fast alle mit viel Freude. Auf die letzte Wegstrecke wies sie besonders hin. „Mit dem 15. April, dem Tag der offiziellen Zulassung, tratet ihr das letzte Stück Weg zum Abitur an, das mit dem heutigen Tag und der Verleihung eurer Zeugnisse seinen Abschluss findet. Für eure unterschiedlichen Wege wünsche ich euch immer offene Augen, Ohren und Herzen. Denn die Wahrheit dahinter ist eine ganz einfache, wie der österreichische Schriftsteller und Kulturhistoriker Egon Friedell, der sich 1938 aus Furcht vor der Ergreifung durch die Nationalsozialisten das Leben nahm, prägnant formulierte: „ Von zwei gleich gescheiten Menschen wird derjenige den weiteren Horizont haben, der mehr Herz hat. Mit anderen Worten: Wärme dehnt aus.“ Silvia Bange wünschte: „Werdet Vieles. Werdet ehemalige TKS-Schüler, die gerne an ihre Zeit hier zurückdenken.“