Weitmar. .
Eltern protestierten gegen Schulschließung. Ratsmitglied Reinirkens: „10-12 Prozent der Erstklässler verloren“.
Der demografische Wandel in Deutschland ist mehr als eine abstrakte, auf den Kopf gestellte Alterspyramide. Er wird allmählich erfahrbar. In Bochum müssen aufgrund der rückläufigen Geburtenzahlen von „10-12 Prozent in den letzten fünf Jahren“, so die Bezifferung von SPD-Ratsmitglied Peter Reinirkens, „wahrscheinlich zehn Grundschulen geschlossen werden“. Auch die Brantrop-Schule in Weitmar-Mitte soll, so teilte es die Stadt der Presse Mitte Juni mit, darunter sein.
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Doch die Elternschaft der Brantrop-Schule wehrt sich vehement gegen eine Schließung. Schon seit einigen Wochen fordert ein großes Transparent an der Hattinger Straße den Erhalt einer fußläufigen (städtischen) Grundschule in Weitmar-Mitte. (Es gibt in Weitmar noch die private Matthias-Claudius-Grundschule: Die kostet allerdings Gebühren, hat die ganze Stadt als Einzugsgebiet, und regelmäßig dreimal so viele Anmeldungen wie Plätze.)
Jetzt fand der Elternwiderstand einen vorläufigen Höhepunkt. „Meine Schule ist die Brantrop-Schule!“ stand in gelben Buchstaben auf den grünen T-Shirts vieler Eltern und Kinder, die sich an der Einkaufsmeile Hattinger Straße in Weitmar-Mitte zusammengefunden hatten, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. An einer langen Wäscheleine aufgereiht hingen Kopien mit 1 500 Protest-Unterschriften. Die Originale wurden Reinirkens ausgehändigt. Dazu Petra Borgsmüller, Mutter von Erstklässler Julius, und Mitglied der Werbegemeinschaft Weitmar Mitte: „Welche junge Familie möchte in einen Stadtteil ohne Grundschule ziehen? Wer will, dass Weitmar-Mitte lebendig bleibt und Kaufkraft erhalten bleibt, hat hier unterschrieben.“
Im Mittelpunkt der Aktion stand die Begegnung der Elternschaft mit Dr. Peter Reinirkens. Der SPD-Politiker ist Vorstand des Ausschusses für Bildung und Wissenschaften, der bis zum Ende des Jahres „über die Zukunft jeder einzelnen Grundschule in Bochum“ sprechen wird. Dass Schulen geschlossen werden müssen, ist für Reinirkens eine „Milchmädchenrechnung“: Im Jahr 2005 habe es in Bochum noch rund 3 200 Erstklässler gegeben, sagt er, 2010 seien es aktuell nur noch rund 2 850 Kinder.
Doch die Eltern haben Argumente, warum es nicht „ihre“ Brantrop-Schule sein soll, die weichen muss. Vater Thorsten Ebeling argumentiert: „In Weitmar-Mitte ist der Geburtenrückgang mit vier Prozent im Vergleich zu anderen Stadtteilen sehr gering. Wir hatten dieses Jahr 40 Anmeldungen. Es war die Schließungsnachricht, die viele Eltern hat abspringen lassen!“
Reinirkens bekam neben den Unterschriften auch eine Tapetenrolle mit den gesammelten Argumenten der Eltern gegen die Schließung überreicht. Auch eine Tüte Kekse in Form von ausgestochenen Füßen bekam der Politiker in die Hände gedrückt, mit dem Wunsch begleitet: „Ersparen sie unseren Kindern einen steinigen Bildungsweg!“ Dann erhielten die Kinder ihr Signal, ihre um den Hals gehängten Trillerpfeifen einzusetzen: Minutenlang ist SPD-Mann Reinirkens von ohrenbetäubendem, schrillen Protest-Pfeifen eingehüllt.