Dahlhausen.

Historische Dampflok des Eisenbahnmuseums Dahlhausen musste sich Reparatur unterziehen. Mithilfe von zwei Kränen.

Alle paar Millionen Kilometer braucht auch eine Dampflok mal einen „Boxenstop“. So auch die fast hundert Jahre alte, aber weiterhin voll betriebsfähige Preußische P 8 aus dem Eisenbahnmuseum Dahlhausen, die Anfang des Jahres vom Bochumer Verein einen neuen Satz „Radreifen“ geschenkt bekam. Von Gummi war da allerdings keine Spur: Radreifen bestehen aus hartem Stahl und einmal an die angetriebenen Räder angebracht, heben sie den hinteren Teil der Lok um wenige Zentimeter an.

Um die dadurch erzeugte Schräglage wieder auszugleichen, musste am Dienstag das Drehgestell mit vier neuen Ringen unterfüttert werden. Und das bedarf bei einer Dampflok einer spektakulären Aktion: Zwei mobile Kräne mussten auf das Museumsgelände bestellt werden, um das „Drehgestell“ unter dem 70-Tonnen-Stahlkoloss zu befreien, der dafür einen Meter in die Luft gehievt werden musste.





Noch mehr als die neugierigen Besucher freuten sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter angesichts der schwebenden Lok: „Sowas macht man auch nicht alle Tage“, so der stellvertretende Museumsleiter Volker Böhm, der sich schon seit 22 Jahren hobbymäßig mit Dampfloks beschäftigt. Böhm und rund 15 andere Ehrenamtliche kümmern sich regelmäßig nach Feierabend um das Aushängeschild des Museums und ermöglichen mit ihrem Einsatz den Betrieb der Lok, der sonst finanziell nicht zu stemmen wäre. Das dafür notwendige Wissen hätten sich die meisten selbst angeeignet, sagt Volker Böhm, der im Berufsleben eigentlich Industriemeister bei der Bogestra ist.

„Sowas gibt es eben nicht überall“, sagt der evangelische Religions- und Informatiklehrer Wolfgang Eller, der vor allem von der alten Technik begeistert ist, „bei einer solchen Lok kann man noch richtig Hand anlegen“.

So auch Rob Kerner, Bahnangestellter in den Niederlanden: Auf eigene Kosten fährt er regelmäßig aus Arnheim nach Dahlhausen, um bei der Lok mit anzupacken. Zum 25. Jubiläum des Museums im Jahre 2002 sei der Eisenbahnfan zum ersten Mal nach an die Dr-C-Otto-Straße gekommen und dort „einfach hängen geblieben“. Die Atmosphäre auf einem originalen Betriebswerk sowie der „freundliche Menschenschlag“ hätten ihn nicht mehr losgelassen. Und in den letzten paar Jahren habe er mit seinen Kollegen „schon viel geschafft“.

Gewiss, denn als die Lok Anfang der 1992 nach Dahlhausen geholt wurde, war sie „schon ein ziemlicher Schrotthaufen“, meint Volker Böhm. Nachdem sie im Jahre 1918 erstmals von der Königlich Preußischen Eisenbahn-Verwaltung im Personenverkehr eingesetzt wurde, ging sie 1926 in die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft über, bis sie nach Kriegsende von der DDR übernommen wurde. Nach rund 20 Jahren Einsatz wurde sie ausgemustert und machte ihre vorerst letzte Station auf einem Sockel in einem Grünbereich in Erfurt.

Als eine der wenigen noch erhaltenen Exemplare der auf 4000 Stück limitierten Baureihe war die P 8 jedoch bei weitem noch nicht reif für den Ruhestand. Nach unzähligen Arbeitsstunden der Ehrenamtlichen, habe sie seit ihrer Ankunft in Dahlhausen schon eine Strecke zurückgelegt, die „mindestens einer Weltumrundung“ entspricht, freut sich Volker Böhm.