Das schnellste Huhn nach Alfred Biolek hat einen Schwips
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Bochum. Vier Freundinnen treffen sich jede Woche zum Kochen, Essen und Quatschen. Ein Rezept nach Alfred Biolek gab der Tradition vor 20 Jahren seinen Namen.
Betty Dietz war im Wald und hat Bärlauch gesammelt. Jetzt steht grüne Butter auf dem Tisch – lecker, lecker auf Baguette. Neulich servierte sie eine Suppe mit Wildkräutern aus ihrem eigenen Garten. „Du bist bei uns eigentlich die Oberköchin“, merkt Carina Jaeschke an. Denn Dietz, die 46-jährige Kräuterkönigin aus Wanne, steht sehr häufig in der Küche. Als Mutter von drei Söhnen bereitet sie so gut wie jeden Tag ein frisches Essen zu. „Ich koche gar nicht mehr nach Kochbuch, sondern nur mit Inspiration“, so Dietz selbst.
Hähnchen sollte nicht trocken sein
Gebt dem Huhn eine Chance – das hat Alfred Biolek selbst über dieses Gericht gesagt und er bezog sich damit auf die Garzeit des Huhnes. Er meinte die Angst vor Salmonellen und das dementsprechende „Totgaren“, also bis das Fleisch trocken ist. Das muss nicht sein: Kontrollieren Sie, nachdem alle Zutaten im Topf sind und nach dem Aufkochen des Ganzen, ob das Fleisch fest ist – im Zweifel einmal durchschneiden. Ist das Fleisch in der Mitte warm, aber nicht durch, nehmen Sie es heraus, kochen die Sauce zu Ende, legen dann das Fleisch wieder hinein und lassen es gar ziehen. Wie immer gilt: Nehmen Sie kein Billigfleisch, sondern kaufen vom Metzger des Vertrauens, Bio oder bei einer, von einem Metzgermeister betreuten, Fleischtheke. Im Sommer reicht als Beilage ein mit Vinaigrette marinierter Salat. Vermeiden Sie hier Joghurtdressing – das könnte „stopfen“. Dazu reichen Sie ein schönes Baguette. Jürgen Engelhardt
Zeit schweißt Frauen zusammen
Allerdings ist heute gar kein Alltag. Heute ist „der Hühnerabend“ in Bochum-Ehrenfeld: ein paar Stunden ohne Kindergeschnatter, nur gepflegte Gespräche unter Frauen. Seit über zwanzig Jahren versammeln sich vier Freundinnen einmal in der Woche, um vom täglichen Einerlei zu entspannen. Eine schöne Sitte, die in der Wohngemeinschaft von Jule Schlichtkorte (41) und Carina Jaeschke (44) in Herne begann. Die Verbindung entstand durch die gemeinsame Ausbildung zur Zahntechnikerin. Nicht nur die Arbeit teilten die Frauen miteinander, ebenso die Feten, die Freuden und die Sorgen. Diese Zeit, sie schweißte zusammen und so feierte das Gespann, zu dem später noch Sabine Tiedchen (44) stieß, im vergangenen Winter den 20-jährigen Geburtstag des „Hühnerabends“. Gemeinsam brachen sie auf zu einer Wandertour ins Sauerland in einem Waldhotel mit kulinarischen Höhenflügen.
So lässt es sich leben, auch als Mutter von drei Söhnen, wie Betty Dietz. Sie hält sich gerne mit Lachyoga bei Laune und geht dreimal in der Woche joggen. „Ich nenne das meinen Befreiungslauf“, sagt sie schmunzelnd. Kinder haben alle vier Frauen mittlerweile und die wilde WG-Zeit Mitte der 90er Jahre ist dem Familienleben gewichen – einer anderen Art von Chaos. Da hilft der „Hühnerabend“, die Nerven zu behalten. Ja, klar — er kann die Rettung sein, wenn die Mama eine Auszeit braucht. „Auf den Hühnerabend lasse ich nichts kommen. Sogar mein Mann richtet sich danach“, sagt Betty.
Für „Das isst der Pott“ besinnen sich die Freundinnen auf die Anfänge und kochen das Gericht der allerersten Stunde. „Das schnellste Huhn der Welt“ nach einem Rezept von TV-Legende Alfred Biolek. Es hat einen Wermut-Schwips und begeistert die Frauen noch immer. Ganz zurecht gab der Gaumenschmaus dem „Hühnerabend“ seinen Namen.
Knoblauchzehen pellen und grob hacken. Hähnchenbrustfilet waschen, trocknen und in mittelgroße Streifen schneiden. Die Butter in einer großen Pfanne mit Deckel schmelzen (nicht zu heiß). Dann das Hähnchenfleisch bei starker Hitze kurz scharf anbraten. Temperatur wieder verringern und das Fleisch mit Salz, Cayennepfeffer und Paprikapulver würzen. Tomaten, Knoblauch und Wermut hinzugeben und das Ganze etwa 20 Minuten zugedeckt schmoren lassen. Abschließend Thymian, Sahne, Crème fraîche unterrühren und alles weiter einköcheln lassen. Mit Salz abschmecken. Dazu passt frisches Weißbrot zum Tunken oder körniger Reis. Herrlich dazu schmeckt ein guter Weißwein.
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